Geschrieben am 01.03.1997 in Kategorie: Astronomie
Vorstellung des Kometen Hale-Bopp und Wissenswertes über Kometen allgemein
In der Nacht vom 22. auf den 23. Juli 1995 entdeckten die Amerikaner Alan Hale und Thomas Bopp unabhänging voneinander einen neuen Kometen. Nachdem alle Zweifel ausgeschlossen waren, dass es sich tatsächlich um einen neuen Kometen handelte und nicht etwa um einen bereits bekannten oder ein anders bekanntes Himmelsobjekt, meldeten die beiden ihre Entdeckung an die Internationale Astronomische Union im amerikanischen Cambridge. Da Hale und Bopp die ersten waren, wurde der Komet, der die offizielle Bezeichnung "1995CO" bekam, nach seinen Entdeckern "Hale-Bopp" genannt.
Alan Hale, Doktor der Astronomie und ehemaliger Forscher am "Jet Propulsion Laboratory (JPL)", wollte sein 40 cm-Fernrohr in jener Nacht eigentlich auf den bereits bekannten Kometen "Clark" richten. Nur zufällig kam Hale-Bopp dabei in das Gesichtsfeld seines Gerätes.
Noch kurioser ist die Entdeckungsgeschichte von Thomas Bopp: Er beobachtete durch ein 44 cm-Dobsion-Teleskop seines Freundes gerade den Kugelsternhaufen M70, als ihm ein nebliger Fleck auffiel, den er bei früheren Beobachtungen dort noch nie gesehen hatte. Auch die Suche in Sternkarten brachte nicht ans Licht, um welches Objekt es sich handelte. Als sich das fragliche Objekt nach einiger Zeit der Beobachtung relativ zu den umliegenden Fixsternen verschoben hatte, war beiden klar: Man hatte einen Kometen gefunden. Per Telegramm bzw. per E-Mail meldeten die beiden Ihre Entdeckung der Astronomischen Union (E-Mail: cbat@cfa.harvard.edu). Nach Überprüfung der Angaben wurde den beiden die Entdeckung eines neuen Kometen bestätigt. Über verschiedene Medien wurden Astronomen in aller Welt von der Entdeckung eines neuen Kometen unterrichtet, die Berechungen der Bahndaten und Prognosen für die Entwicklung in Erdnähe begannen.
Obwohl seine Entdeckung selbst schon fast einen Rekord darstellt, konnte der Komet in den ersten Monaten nach seiner Entdeckung noch nicht den Weg in das Rampenlicht der Presse finden. Kometen widersprechen gerne frühen Prognosen über Helligkeit und Entwicklung in Sonnen- bzw. Erdnähe. Daher trauten sich ernsthafte Astronomen erst recht spät, ein strahlendes Highlight vorherzusagen. Spätestens aber seit der Komet mit bloßem Auge zu beobachten ist, ruht auf ihm auch das Auge der Presse und der Öffentlichkeit.
Häufig werden Kometen auch als schmutzige Schneebälle bezeichnet. Tatsächlich besteht der Kern eines Kometen aus großen Mengen gefrorenen Gases und darin enthaltenem Staub. Der Kern kann einen Durchmesser von bis zu 60 Kilometern erreichen. Nähert sich ein solcher Kometenkern der Sonne, sublimieren die bisher gefrorenen Gase, gehen also direkt in den gasförmigen Zustand über. Diese Gase bilden eine sogenannte Koma um den Kern, praktisch eine Kometenatmosphäre. Der zuvor im Gas eingefrorene Staub wird ebenfalls freigesetzt und befindet sich in der Koma. Der Sonne noch näher gekommen, gerät die Koma unter den Einfluss der Sonne bzw. des Sonnenwindes. Der Sonnenwind ist ein beständiger, von der Sonne ausgehender Partikelstrom. Dieser Partikelstrom reisst die Gas- und Staubteilchen aus der Koma des Kometen fort und bildet den typischen Schweif aus. Man unterscheidet für gewöhnlich zwischen einem Gasschweif, der fast gerade vom Kometenkern wegzeigt und dem Staubschweif, der durch die Massenträgheit einen gebogenen Verlauf zeigt. Da der Schweif durch den Sonnenwind erzeugt wird, zeigt der Schweif eines Kometen immer von der Sonne weg. Wenn der Komet sich auf seiner Umlaufbahn wieder von der Sonne entfernt, "schiebt" er den Schweif vor sich her.
Das Sonnensystem wird außerhalb der Plutobahn von einem Gürtel aus Gesteinsbrocken umgeben, die ebenfalls die Sonne umkreisen. In diesem "Kuiper-Gürtel" befinden sich etwa 10 Milliarden inaktive Kometenkerne. Außerdem wird das Sonnensystem von der kugelförmigen Oortschen Wolke umgeben, die sich bis zu einer Entfernung von einem Lichtjahr erstreckt. In dieser Wolke sind noch einmal 100 Milliarden schmutzige Schneebälle enthalten. Wird einer dieser Brocken durch verschiedene Schwerkrafteinflüsse in Richtung Sonne beschleunigt, entwickelt er sich dort zu einem mehr oder weniger spektakulären Kometen.
Auf Distanz
Podcast von Lars Naber, der sich mit Astronomie und Raumfahrt beschäftigt.
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