Geschrieben am 26.05.2017 in Kategorie: Amateurastronomie
Am Morgen des 14. Mai wurde von Patrick Wiggins in den USA eine Supernova aufgenommen. Zwei Tage vorher war die Erscheinung noch nicht sichtbar. Die neue Supernova wurde unter der Bezeichnung SN 2017eaw registriert. Nachdem ich gelesen hatte, dass diese Supernova mit Amateurmitteln beobachtbar sein sollte, musste ich das einfach versuchen.
Auch das Spektrum wurde bereits gemessen: Es passt zu einer Supernova vom Typ IIP wenige Tage nach dem Ereignis. Die Sternexplosion ereignete sich in der Galaxie NGC 6946, die auch als „Feuerwerksgalaxie“ bezeichnet wird: Hier wurden schon einige weitere Supernovae beobachtet, insgesamt sind es nun zehn. Die Galaxie ist im Sternbild Kepheus zu finden, nahe auch den Sternbildern Schwan und Drache.
Das finde ich schon besonders: Alle Sterne, die wir so ohne große Hilfsmittel sehen können, gehören unserer eigenen Galaxie, der Milchstraße an. Diese Supernova ist ein explodierter Stern in einer eigenen Galaxie. Sie ist so hell, das wir sie aus einer Entfernung von 21 Millionen Lichtjahren als einzelnen Stern wahrnehmen können. Zum Vergleich: Unsere gesamte Milchstraße hat etwa 100000 bis 120000 Lichtjahre Durchmesser.
Als irgendwann zwischen dem 12. und dem 14. Mai das Licht des Supernova die Erde erreichte, war es 21 Millionen Jahre unterwegs gewesen.
In einem Blogbeitrag von Jan Hattenbach las ich, dass diese Supernova mit Amateurmitteln machbar sein soll:
Die Supernova ist also für Amateure leicht fotografisch nachweisbar.
Sobald ich das gelesen hatte, fieberte ich darauf, die Beobachtung zu versuchen. Die Vorhersage für die Nacht zum 26. Mai sah ziemlich gut aus und ich würde an dem Tag nicht arbeiten müssen.
Tagsüber bereitete ich mich etwas vor. Im „Night Sky Observers Guide“ las ich über NGC 6946 für meine Teleskopgröße:
This galaxy is faint but obvious.
Das klang nicht schlecht, aber mir fehlen Erfahrungen, um das einzuordnen: Wie offensichtlich würde diese Galaxie zu sehen sein? Ich ging davon aus, dass die Sache kniffelig werden würde.
Gegen 0:30 Uhr schaute ich nach draußen: Die Durchsicht war zwar nicht besonders und der nahende Sommer sorgte für ein recht kurzes Fenster von relativer Dunkelheit. Aber das musste erst einmal reichen.
Ich hoffte nur, dass ich freie Sicht haben würde. Die Beobachtungsrichtung „Nord-Ost“ ist etwas verbaut und derzeit ist dort auch eine Baustelle mit Kran. Zum Glück stand der aber nicht im Weg.
Also baute ich alles auf, möglichst abgeschottet von der Beleuchtung um mich herum. Das Teleskop hatte ich schon tagsüber draußen untergebracht, damit die Temperatur direkt beim Beginn der Beobachtung angepasst sein würde.
Ich nordete das Teleskop grob ein und startete dann die Beobachtung. Ausgehend vom Kepheus versuchte ich mich per Starhopping zu NGC 6946 durchzuhangeln. Und ich sah: nichts. Es folgte ein längerer Irrweg, weil ich glaubte, NGC 6939 zu sehen, einen offenen Sternhaufen. Von dort versuchte ich dann, die Galaxie zu finden, leider erfolglos.
Es folgten einige Irrwege beim Versuch, die Galaxie fotografisch sichtbar zu machen. Probleme beim Fokussieren und Anfängerfehler gaben sich die Hand. Weil die Objekte so lichtschwach waren, verbrauchte ich viel Zeit beim Fokussieren mit der Bachtinow-Maske. Zudem bemerkte ich, dass das grobe Einnorden für das Fotografieren mit längerer Belichtungszeit absolut nicht reichte.
Ich startete von neuem, nivellierte die Montierung und richtete das Teleskop völlig neu aus. Dann probierte ich erneut, meinen Weg von Kepheus aus zu finden. Einige Anordnungen von Sternen kamen mir bekannt vor, aber plötzlich landete ich in einem Bereich, in dem ich vorher nicht gewesen war. Der passte aber genau zu den Sternkarten. Ich konnte die Galaxie NGC 6946 immer noch nicht sehen, aber ich war sicher: Zwischen den Sternen dort müsste sie irgendwo liegen. Möglicherweise hatte ich die Supernova in diesen Momenten schon mit dem Auge gesehen, ohne es zu wissen.
Währenddessen begann die Zeit abzulaufen. Tief im Nordosten kündigte sich die frühe Dämmerung an. Die Milchstraße, die sowieso nicht gut zu sehen war, wurde immer schlechter wahrnehmbar.
Ich entschloss mich, möglichst schnell ein paar Aufnahmen zu machen, bevor es zu hell werden würde. Bei der Fokussierung machte ich deswegen etwas Abstriche und die Aufnahmen wurden alles andere als gut. Aber trotzdem war die Supernova klar wahrnehmbar. Ich meinte auch Ansätze der Galaxie zu erkennen.
Schließlich baute ich alles ab und übertrug die Aufnahmen auf meinen Computer. Nach kurzer Orientierung konnte ich die Supernova problemlos erkennen. Für diese Nacht war dann erst einmal Schluss.
Nach ein bisschen Schlaf versuchte ich dann, aus den Aufnahmen noch etwas heraus zu kitzeln. Dafür nutzte ich die Software Fitswork. Hier habe ich sicher noch viel zu lernen, aber das erste Ergebnis konnte mich dennoch überraschen: Deutlich ist bei der Aufsummierung von drei Aufnahmen mit jeweils zwei Minuten Belichtungszeit die Galaxie NGC 6946 zu erkennen.
An der Unschärfe durch meine hastigen Aufnahmen ist natürlich nichts zu machen, aber ich bin mit dem ersten Ergebnis dennoch zufrieden. Hier werde ich sicher noch weitere Versuche machen.
Zum einen hätte ich gerne eine knackig-scharfe Aufnahme der Galaxie, zum anderen interessiert mich, ob ich die Supernova auch mit dem Auge durchs Teleskop sehen kann.
Auf Distanz
Podcast von Lars Naber, der sich mit Astronomie und Raumfahrt beschäftigt.
Webseite: http://aufdistanz.de
Webseite: http://extras.aufdistanz.de
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