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Erdforschungssatellit GOCE nimmt Oberfläche und Kern der Erde ins Visier

Geschrieben am 09.09.2008 in Kategorie: Sonstige Missionen

Der Start des Satelliten wurde verschoben und wird nicht vor dem 5. Oktober 2008 stattfinden.

Die Europäische Weltraumorganisation startet demnächst die bisher anspruchvollste Mission zur Erforschung des Schwerefelds der Erde und zur Kartierung der Bezugsform unseres Planeten - des Geoids - mit bisher unerreichter Auflösung und Genauigkeit.

Eine russische Rockot-Trägerrakete wird den Satelliten zur Bestimmung des Schwerefelds und der stationären Ozeanzirkulation (GOCE) nicht vor dem 5. Oktober 2008, 16:21 Uhr MESZ vom rund 800 km nördlich von Moskau gelegenen Kosmodrom Plessezk aus in eine quasi sonnensynchrone niedrige Erdumlaufbahn befördern. Der Träger wird von Eurockot Launch Services betrieben, einem Gemeinschaftsunternehmen zwischen EADS Astrium und dem russischen Raumfahrtzentrum Chrunitschew. Eigentlich war der Start für den 10. September 2008 angesetzt, wurde aber wegen einer Anomalie im Führungs- und Navigationssystem der Trägerraketen-Oberstufe verschoben. Die betroffene Einheit muss nun unter Reinraum-Bedingungen ausgetauscht werden. Dazu muss die Rakete von der Startrampe zunächst wieder in die Integrationshalle gebracht werden. Der Satellit selbst ist in einwandfreiem Zustand; die Missionsziele sind von der Startverschiebung nicht betroffen.

Der ESA-Satellit, der 1 Tonne auf die Waage bringt, führt sechs hochmoderne Präzisions-Beschleunigungssensoren zur Messung der Bestandteile des Schwerefelds entlang aller drei Achsen mit. Die erfassten Daten werden eine Karte des Geoids, der Bezugsfläche der Erde, und von Anomalien des Schwerefelds in hoher Auflösung liefern. Eine solche Karte wird nicht nur unser Wissen über und unser Verständnis der inneren Strukturen der Erde erheblich erweitern, sondern auch als weitaus verbesserte Referenz für Ozean- und Klimastudien einschließlich Veränderungen des Meeresspiegels, der Ozeanströmungen und Untersuchungen der Dynamik der Eiskappen dienen. Es wird mit einer Vielzahl von Anwendungen in Klimaforschung, Ozeanografie und Geophysik sowie Geodäsie und Ortungstätigkeiten gerechnet.

Um diese Mission zu ermöglichen, mussten die ESA, ihre Partner in der Industrie (45 europäische Unternehmen unter der Federführung von Thales Alenia Space) und die Wissenschaftler eine gewaltige technische Herausforderung meistern, nämlich einen Satelliten zu entwerfen, der seine Kreise so erdnah zieht, dass er hochgenaue Daten des Schwerefelds sammeln kann, gleichzeitig jedoch auch in der Lage ist, die durch die Restatmosphäre in seiner Umlaufbahn in nur 260 km Höhe verursachten Störungen herauszufiltern. Das Ergebnis ist ein schlankes, pfeilspitzenförmiges aerodynamisches Design von 5 Metern Länge, ausgerüstet mit Niedrigleistungs-Ionentriebwerken, mit denen der atmosphärische Widerstand ausgeglichen werden kann.

GOCE ist die erste Kernmission des Erdforschungsprogramms, das die ESA 1999 in die Wege geleitet hat, um die Erforschung der Atmosphäre, der Biosphäre, der Hydrosphäre, der Kryosphäre und des Inneren unseres Planeten, ihrer Wechselwirkungen und der Auswirkungen der menschlichen Aktivitäten auf diese Naturprozesse zu fördern. Mit fünf Starts in den nächsten zwei Jahren steht noch eine ganze Reihe weiterer Erdforschungsmissionen an.

Bei zwei weiteren öffentlichkeitswirksamen Kernmissionen ist die Entwicklung bereits angelaufen: Es handelt sich um ADM-Aeolus zur Erforschung der Dynamik der Atmosphäre (2010) und EarthCARE zur Untersuchung der Strahlungsbilanz (2013). Auch drei kleinere Erdforschungs-Gelegenheitsmissionen sind in der Vorbereitung, nämlich Cryosat 2 zur Messung der Dicke der Eisschichten (2009), SMOS zur Untersuchung der Bodenfeuchtigkeit und des Salzgehalts der Ozeane (2009) und Swarm zur Erforschung der Entwicklung des Magnetfelds (2010).

Quelle

ESA - Europäische Raumfahrtorganisation
Die ESA (European Space Agency) ist die europäische Raumfahrtorganisation.Sie bündelt Finanzmittel und Know-How der 21 Mitgliedsstaaten, um Projekte umzusetzen, die für einzelne Staaten nicht realisierbar wären.

Webseite: http://www.esa.de

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Erdforschungssatellit GOCE
Satellit GOCE Vermessung des Erd-Schwerefeldes im Orbit (künstlerische Darstellung)
© ESA