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ATV erfolgreich an ISS angedockt - Premiere für europäische Raumfahrt

Geschrieben am 08.04.2008 in Kategorie: Missionen der bemannten Raumfahrt

Der europäische Raumtransporter ATV "Jules Verne" hat am 3. April 2008 erfolgreich an der Internationalen Raumstation ISS angedockt.

Der europäische Raumtransporter ATV "Jules Verne" hat am 3. April 2008, um 16:45 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ), erfolgreich an der Internationalen Raumstation ISS angedockt. "Jules Verne" war in der Nacht zum 9. März 2008 mit einer Ariane 5 ES-Rakete gestartet und wurde 26 Tage in der Erdumlaufbahn getestet. Mit ATV hat Europa jetzt seinen eigenen autonomen Zugang zur ISS.

Dazu sagte Prof. Johann-Dietrich Wörner, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR): Mit diesem Flug hat die Jahrzehnte lange Arbeit europäischer Ingenieure, Techniker und Wissenschaftler einen weiteren Höhepunkt erreicht. Allein die Technologie zur vollautomatischen Kopplung eines Raumschiffes ist für die Raumfahrt eine Investition in die Zukunft. Wörner sagte weiter: Der aktuelle erfolgreiche ATV-Flug und die folgenden geplanten Einsätze eröffnen neue Möglichkeiten, über die Zukunft auch der bemannten Raumfahrt in Europa nachzudenken.

Zentimetergenaues automatisches Andocken

Das ATV befand sich zu Beginn des Andockmanövers an einem Punkt 39 Kilometer hinter und fünf Kilometer unterhalb der ISS. Begonnen hatte der Anflug zur Raumstation gegen 12:33 Uhr MESZ. Nach dem Abfliegen der bereits bei den Demonstrationsmanövern absolvierten Wegpunkte erreichte der Raumtransporter um zirka 15:17 Uhr MESZ den Sicherheitssektor hinter der ISS. Bereits vorher, bei einer Entfernung von 3.500 Metern zum Kopplungspunkt, dem russischen Servicemodul Svesda, wurde das KURS-Radar aktiviert. Die letzte Phase des Anfluges navigierten das Videometer, die Telegoniometer und das relative GPS zentimetergenau. Dabei durfte die Abweichung der von der ISS reflektierten Messsignale nicht mehr als drei Zentimeter betragen. Um 16:45 Uhr MESZ war es dann soweit: Überwacht durch die Kontrollzentren und durch die Astronauten der ISS-Stammbesatzung dockte das ATV selbstständig an die ISS an. Das erste Betreten des Raumtransporters ist für den 4. April 2008 gegen 10:15 Uhr MESZ geplant.

An diesem ersten Flug des ATV zur ISS waren erstmalig vier Kontrollzentren beteiligt. Die Missionsführung lag im ATV-Kontrollzentrum in Toulouse. Durch das Columbus-Kontrollzentrum beim DLR in Oberpfaffenhofen wurden die Verbindungen über die Bodeninfrastruktur zu den ISS-Missionskontrollzentren in Houston (Texas) und in Korolyow bei Moskau koordiniert.

Gleich mehrere Premieren für die europäische Raumfahrt

Mit dem ATV hat erstmals ein europäisches Raumfahrzeug selbstständig und automatisch an die ISS angekoppelt. Mit dem Flug des ATV "Jules Verne" sind noch weitere Premieren für die europäische Raumfahrt verbunden: Die Trägerrakete Ariane 5 ES wurde speziell auf den Transport des Raumtransporters angepasst. Zum ersten Mal transportierte sie 20 Tonnen Nutzlast ins All und hatte die Internationale Raumstation zum Ziel. Ebenso gab es erstmalig eine orbitale Wiederzündung der Oberstufe der Ariane-Rakete, die nicht bei einem Testflug, sondern innerhalb einer Mission, bei einem so genannten operationellen Flug stattfindet.

Am Ende der Jules Verne-Mission, im August 2008, wird erstmals eine europäische Nutzlast kontrolliert in der Erdatmosphäre verglühen. Für den Entwurf und die Planung des gesamten Missionsszenarios, von der technischen Spezifizierung des Gesamtsystems bis zur Flugbahnanalyse, benötigten europäische Raumfahrtingenieure insgesamt fünf Jahre.

Quelle

DLR - Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V.
Das DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V.) ist die deutsche Raumfahrtagentur. Es wurde 1969 durch den Zusammenschluss mehrerer Einrichtungen gegründet.

Webseite: http://www.dlr.de

ATV "Jules Verne" angedockt
ATV "Jules Verne" nach dem Dockingmanöver am 3. April 2008
© NASA
ATV "Jules Verne"
Das ATV "Jules Verne" näherte sich am 31. März 2008 der Internationalen Raumstation ISS bis auf elf Meter.
© NASA