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Dawn schweigt: Das Ende einer erfolgreichen Mission

Geschrieben am 05.11.2018 in Kategorie: Mission "Dawn"

Eine historische Mission ist beendet: Die NASA-Raumsonde Dawn ist seit dem 31. Oktober verstummt. Am 27. September 2007 war Dawn gestartet, um die Asteroiden Vesta und den Zwergplaneten Ceres zu erforschen, die sich im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter befinden. Mit an Bord befand sich ein deutsches Kamerasystem, an deren Entwicklung und Bau das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) beteiligt war.

Seit Erreichen der Asteroiden im Jahr 2015 hatte die Sonde atemberaubende Bilder und beeindruckende Informationen geliefert. Die Mission war bereits mehrmals verlängert worden und hatte die Erwartungen der Wissenschaftler bei der Erforschung der beiden Planetenkörper Ceres und Vesta weit übertroffen.

"Dawn war die erste Mission die zwei Körper im Sonnensystem angeflogen und aus einer Umlaufbahn lange Zeit erforscht hat. Die Erkenntnisse über Vesta und Ceres haben grundlegende Fragen zur Entstehung und Entwicklung der Planeten geklärt. Die Dawn-Mission hat gezeigt, wie vielfältig unser Sonnensystem ist und dass es längst noch nicht erforscht und verstanden ist. Auch wurde deutlich, dass Wasser selbst auf diesen kleinen Körpern eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt", sagt Prof. Dr. Ralf Jaumann vom DLR-Institut Planetenforschung in Berlin.

Kamera aus Deutschland

Einen wesentlichen Beitrag lieferten die beiden „Framing Cameras“, die sich an Bord des Raumschiffs befinden und vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) in Göttingen in Kooperation mit dem DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin-Adlershof und dem Institut für Datentechnik und Kommunikationsnetze der Universität Braunschweig entwickelt und gebaut wurden. Sie lieferten spektakuläre und hochaufgelöste Bilder zur Kartierung der beiden Asteroiden und dienten der Sonde zur Navigation.

Der Sonde ist vermutlich der Treibstoff ausgegangen. Damit hat sie ihre Fähigkeit verloren zu navigieren und mit der Erde zu kommunizieren. Dawn hatte am Mittwoch, den 31. Oktober und Donnerstag, den 1. November, auf geplante Kommunikationsprotokolle mit dem Deep Space Network der NASA nicht reagiert. Weil andere mögliche Ursachen für die Funkstille ausgeschlossen werden, geht die NASA davon aus, dass das Raumschiff nun - wie erwartet -, das Hydrazin aufgebraucht hat, also der Treibstoff, den das Raumfahrzeug benötigt, um seine Sonnenkollektoren ausrichten und damit Energie gewinnen zu können.

"Während wir traurig über das Ende der Mission Dawn sind, feiern wir auch ihre wichtigen Errungenschaften und Erkenntnisse für die Wissenschaft", sagte Thomas Zurbuchen, NASA-Associate Administrator für Wissenschaftsmissionen in Washington. "Die unglaublichen Bilder und Daten, die Dawn von Vesta und Ceres - den beiden größten Körpern im Asteroidengürtel - sammelte, sind entscheidend für das Verständnis der Geschichte und Entwicklung unseres Sonnensystems." Die Raumsonde Dawn startete vor elf Jahren, um die zwei größten Objekte im Asteroidengürtel zu besuchen. Derzeit befindet sich die Sonde im Orbit um den Zwergplaneten Ceres. Dawn war 2007 zu ihrer 6,9 Milliarden Kilometer weiten Reise gestartet. Das mit Ionentriebwerken ausgestattete Raumfahrzeug erreichte 2011 die massereichsten Objekte des Asteroidengürtels. Nach der intensiven Erkundung von Vesta, den die Sonde bis 2012 umkreiste, reiste Dawn weiter zu Ceres, einen Zwergplaneten, der mit einem mittleren Durchmesser von 950 Kilometern als der größte Asteroid im inneren Sonnensystem gilt.

Die Daten die Dawn zur Erde sendete, ermöglichte den Wissenschaftlern zwei Welten im Asteroidengürtel miteinander zu vergleichen, die sich unterschiedlich entwickelt haben und wichtige Erkenntnisse über die Entstehung von Planeten im frühen Sonnensystem lieferten. „Die Anforderungen, die wir an Dawn stellten, waren enorm, aber die Sonde hat jedes Mal die Herausforderung angenommen. Es ist schwer sich von diesem erstaunlichen Raumschiff zu verabschieden, aber es ist Zeit.", sagte Missionsleiter und Chefingenieur Marc Rayman im Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA. Auch wenn der Funkkontakt abgebrochen ist; die von Dawn in den vergangenen zehn Jahren übermittelten Datensätze werden weiterhin die Wissenschaft beschäftigen.

Dawn wird nach den strengen planetarischen Richtlinien noch mindestens 20 Jahre in einer Art „Quarantäne“ im stillen Orbit bleiben, bevor die Sonde wie geplant auf Ceres abstürzt. Forscher wollen so verhindern, dass irdische Mikroben die möglicherweise an der Sonde anhaften, bei einem Absturz auf Ceres gelangen und eventuell so bei zukünftigen Forschungen zu falschen Ergebnissen führen könnten. Die Experten sind allerdings davon überzeugt, dass die Sonde noch mindestens 50 Jahre in der Umlaufbahn von Ceres kreist.

Die Mission

Die Mission Dawn wird vom Jet Propulsion Laboratory (JPL) der amerikanischen Weltraumbehörde NASA geleitet. JPL ist eine Abteilung des California Institute of Technology in Pasadena. Die University of California in Los Angeles ist für den wissenschaftlichen Teil der Mission verantwortlich. Das Kamerasystem an Bord der Raumsonde wurde unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung in Göttingen in Zusammenarbeit mit dem Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Berlin und dem Institut für Datentechnik und Kommunikationsnetze in Braunschweig entwickelt und gebaut. Das Kameraprojekt wird finanziell von der Max-Planck-Gesellschaft, dem DLR und NASA/JPL unterstützt.

Quelle

DLR - Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V.
Das DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V.) ist die deutsche Raumfahrtagentur. Es wurde 1969 durch den Zusammenschluss mehrerer Einrichtungen gegründet.

Webseite: http://www.dlr.de

Letzter Blick auf Ceres
Dieses Bild von Ceres mit den hellen Regionen seines Kraters Occator, war eine der letzten Ansichten, die die Raumsonde DAWN zur Erde sendete, bevor sie ihre Mission beendete. Das Bild wurde am 1. September 2018 aus einer Höhe von 3370 Kilometern aufgenommen.
© NASA / JPL-Caltech / UCLA / MPS / DLR / IDA
Berg Ahuna Mons
Das Bild zeigt eines der markanten Wahrzeichen von Ceres: Ahuna Mons. Die Ansicht entstand als eine der letzten Aufnahmen von Dawn am 1. September 2018 aus einer Höhe von 3570 Kilometern.
© NASA / JPL-Caltech / UCLA / MPS / DLR / IDA
Die Raumsonde Dawn vor dem Hintergrund des solaren Urnebels
Aus einer Scheibe von Staub und Eispartikeln haben sich vor etwas mehr als viereinhalb Milliarden Jahren innerhalb von nur zehn Millionen Jahren die Asteroiden gebildet – so auch der mit knapp tausend Kilometer Durchmesser größte Kleinplanet im Asteroiden-Hauptgürtel, Ceres (rechts), und der drittgrößte Asteroid Vesta (links von der Raumsonde Dawn). Die Darstellung der beiden Kleinplaneten beruht auf künstlerisch (nach wissenschaftlichen Kriterien) angepassten Teleskopaufnahmen mit dem Hubble-Weltraumteleskop. Das Bild des Hintergrunds basiert ebenfalls auf realistischen Annahmen und wurde von dem Planetenforscher William Hartmann vom Planetary Science Institute in Tucson (Arizona) gestaltet.