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Erster Galileo-Satellit in der Umlaufbahn

Geschrieben am 02.01.2006 in Kategorie: Galileo (Navigationssystem)

Am 28.12.2005 wurde der erste Testsatellit für das Galileo-System in die Umlaufbahn gebracht.

Der erste Demonstrator des Galileo-Systems ist in der Umlaufbahn! Damit hat Europas neues weltweites Satellitennavigationssystem, ein Gemeinschaftsvorhaben der ESA und der Europäischen Kommission, auf dem Weg zu seiner vollen Einsatzbereitschaft einen neuen Meilenstein erreicht.

GIOVE-A, der erste Satellit zur orbitalen Validierung des Galileo-Systems, hob heute vom Kosmodrom Baikonur in Kasachstan an Bord eines von Starsem betriebenenen Sojus-Fregat-Trägers ab. Nach einem Bilderbuchstart um 05:19 Uhr GMT (06:19 Uhr MEZ) erreichte die Fregat-Oberstufe nach einer Reihe von Manövern eine kreisförmige Umlaufbahn in 23.258 km Höhe mit 56° Neigung zum Äquator, auf der sie den Satelliten um 09:01 Uhr 39 Sekunden GMT sicher aussetzte (10:01 Uhr 39 Sekunden MEZ).

Aus der langjährigen fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen der ESA und der Europäischen Kommission ist nun ein neues Werkzeug im Orbit entstanden, das den Alltag der europäischen Bürger verbessern wird, erklärte ESA-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain, der den Teams der ESA und der Industrie zu dem erfolgreichen Start gratulierte.

Der von Surrey Satellite Technology Ltd (SSTL) im britischen Guildford gebaute, 600 kg schwere Satellit hat drei Aufgaben. Er soll erstens die Nutzung der dem Galileo-System von der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) zugewiesenen Frequenzen sichern, zweitens kritische Technologien für die Navigationsnutzlast der künftigen operationellen Galileo-Satelliten demonstrieren und drittens das Strahlungsumfeld der für die Galileo-Konstellation geplanten Umlaufbahnen charakterisieren.

Der bisher unter der Bezeichnung GSTB-V2/A (Galileo-Systemprüfstand, Version 2) bekannte Satellit GIOVE-A führt zwei baugleiche kleine Rubidium-Atomuhren mit einer Stabilität von 10 Nanosekunden pro Tag und zwei Signalerzeugungseinheiten mit, von denen eine ein simples und die andere ein repräsentativeres Galileo-Signal erzeugt. Diese beiden Signale werden über eine phasengesteuerte L-Band-Antenne ausgestrahlt und sollen den gesamten sichtbaren Teil der Erde unter dem Satelliten erfassen. Zwei weitere Instrumente werden die Strahlungsarten messen, denen der Satellit während seiner zweijährigen Mission ausgesetzt ist.

GIOVE-A wird von der SSTL-eigenen Bodenstation kontrolliert. Sämtliche Systeme arbeiten einwandfrei, die Solarzellenflügel wurden ausgefahren und die orbitale Überprüfung des Satelliten hat begonnen. Sobald die Nutzlast aktiviert ist, werden die von GIOVE-A ausgestrahlten Galileo-Signale von den Bodenstationen sorgfältig analysiert, um sicherzustellen, dass sie die Kriterien der ITU-Frequenzzuweisung erfüllen.

Erster Schritt für Galileo

Ein zweiter Demonstrationssatellit, GIOVE-B, der vom europäischen Konsortium Galileo Industries gebaut wurde, wird gegenwärtig getestet und soll zu einem späteren Zeitpunkt gestartet werden. GIOVE-B soll den passiven Wasserstoff-Maser (PHM) demonstrieren, der mit einer Stabilität von unter 1 Nanosekunde pro Tag die präziseste Atomuhr sein wird, die je in den Weltraum befördert wurde. Auf den operationellen Galileo-Satelliten sollen zwei PHM als Hauptuhren und zwei Rubidium-Uhren als Ersatz fungieren.

Später werden dann vier operationelle Satelliten gestartet, um das grundlegende Weltraum- und zugehörige Bodensegment für Galileo zu validieren. Nach Abschluss dieser Phase der orbitalen Validierung (IOV) werden die restlichen Satelliten auf ihre Umlaufbahnen gebracht, womit die volle Einsatzkapazität (FOC) erreicht sein wird.

Mit Galileo entsteht Europas eigenes Satellitennavigationssystem, das unter ziviler Kontrolle stehen und einen hochpräzisen und garantierten globalen Ortungsdienst bereitstellen wird. Es wird mit dem US-amerikanischen GPS (Global Positioning System) und dem russischen globalen Navigationssatellitensystem (GLONASS) kompatibel sein und mit bisher nie erreichter Integrität Echtzeit-Ortungssignale mit einer Genauigkeit von 1 Meter ausstrahlen.

Für Galileo sind zahlreiche Anwendungen vorgesehen, darunter Ortungs- und daraus entstehende Mehrwertdienste für den Verkehr zu Lande, zu Wasser und in der Luft, Fischerei und Landwirtschaft, Ölförderung, Zivilschutztätigkeiten, Bauwesen, staatliche Bauvorhaben und Telekommunikation.

Quelle

ESA - Europäische Raumfahrtorganisation
Die ESA (European Space Agency) ist die europäische Raumfahrtorganisation.Sie bündelt Finanzmittel und Know-How der 21 Mitgliedsstaaten, um Projekte umzusetzen, die für einzelne Staaten nicht realisierbar wären.

Webseite: http://www.esa.de

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