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TRAPPIST-1-Planeten wahrscheinlich wasserreich
Erste Einblicke in die Zusammensetzung erdgroßer Exoplaneten

Geschrieben am 06.02.2018 in Kategorie: Astronomie

Eine neue Studie hat ergeben, dass die sieben Planeten, die den nahegelegenen, besonders kühlen Zwergstern TRAPPIST-1 umkreisen, alle größtenteils aus Gestein bestehen. Einige von ihnen könnten zudem womöglich mehr Wasser enthalten als die Erde. Die Dichten der Planeten, die man jetzt viel genauer als früher kennt, deuten darauf hin, dass bei einigen von ihnen bis zu 5 Prozent ihrer Masse in Form von Wasser vorliegen könnten – etwa 250 Mal mehr als die Ozeane der Erde. Die heißeren Planeten, die ihrem Mutterstern am nächsten sind, haben wahrscheinlich eine dichte, aus Wasserdampf bestehende Atmosphäre, während die weiter entfernten Planeten vermutlich vereiste Oberflächen haben. In Bezug auf Größe, Dichte und die Menge der Strahlung, die er von seinem Stern erhält, ist der vierte Planet der Erde am ähnlichsten. Er scheint von den sieben Planeten derjenige mit dem größten Gehalt an Gestein zu sein und hat zudem das Potenzial, Wasser in flüssiger Form zu beherbergen.

Die Planeten um den lichtschwachen roten Stern TRAPPIST-1, nur 40 Lichtjahre von der Erde entfernt, wurden 2016 mit dem TRAPPIST-Süd-Teleskop am La-Silla-Observatorium der ESO entdeckt. Im darauffolgenden Jahr zeigten weitere Beobachtungen von bodengebundenen Teleskopen, darunter das Very Large Telescope der ESO und das Spitzer-Weltraumteleskop der NASA, dass sich nicht weniger als sieben Planeten im System befinden, von denen jeder in etwa so groß wie die Erde ist. Sie heißen mit zunehmender Entfernung vom Zentralstern TRAPPIST-1b, c, d, e, f, g und h.

Mittleweile wurden weitere Beobachtungen durchgeführt, sowohl von bodengebundenen Teleskopen, einschließlich der fast fertiggestellten SPECULOOS-Anlage am Paranal-Observatorium der ESO, als auch vom Spitzer-Weltraumteleskop der NASA und dem Kepler-Weltraumteleskop. Ein Team von Wissenschaftlern unter der Leitung von Simon Grimm von der Universität Bern in der Schweiz hat nun sehr komplexe Computermodellierungsmethoden auf alle verfügbaren Daten angewandt und die Dichte der Planeten mit einer viel besseren Genauigkeit bestimmt als zuvor.

Simon Grimm erklärt, wie das Team die Massen der Planeten ermittelt hat: "Die TRAPPIST-1-Planeten sind so dicht beieinander, dass sie sich gegenseitig gravitativ stören, wordurch sich die Zeiten, zu denen sie vor dem Stern vorbeiziehen, leicht verschieben. Diese Verschiebungen hängen von den Massen der Planeten, ihren Entfernungen und anderen Bahnparametern ab. Mit einem Computermodell simulieren wir die Umlaufbahnen der Planeten, bis die berechneten Transitzeiten mit den beobachteten Werten übereinstimmen. Daraus ergeben sich dann im Umkehrschluss die Planetenmassen."

Teammitglied Eric Agol über die Bedeutung der Studie: "Ziel der Untersuchung von Exoplaneten ist mittlerweile, die Zusammensetzung erdähnlicher Planeten in Größe und Temperatur zu ermitteln. Die Entdeckung von TRAPPIST-1 und die Möglichkeiten, die sich Dank der Einrichtungen der ESO in Chile und des Spitzer-Weltraumteleskops der NASA in der Erdumlaufbahn ergeben, haben dies möglich gemacht – und geben uns einen ersten Eindruck davon, aus welchem Material erdgroße Exoplaneten bestehen."

Die Messungen der Dichten in Kombination mit Modellen der Zusammensetzung der Planeten deuten darauf hin, dass die sieben TRAPPIST-1-Planeten keine unfruchtbaren Gesteinswelten sind. Sie scheinen beträchtliche Mengen an flüchtigem Material zu enthalten, wahrscheinlich Wasser, das in manchen Fällen bis zu 5% der Masse des Planeten ausmacht – eine gewaltige Menge: Im Vergleich dazu besteht die Erde nur zu etwa 0,02 Massenprozent aus Wasser!

"Die Dichte gibt uns zwar wichtige Hinweise auf die Zusammensetzung der Planeten, sagt aber nichts über die Bewohnbarkeit aus. Unsere Studie ist jedoch ein wichtiger Schritt nach vorn, da wir weiterhin untersuchen, ob diese Planeten Leben beherbergen könnten", erläutert Brice-Olivier Demory von der Universität Bern und Ko-Autor der Studie.

TRAPPIST-1b und c, die innersten Planeten, haben wahrscheinlich einen festen Gesteinskern und sind von Atmosphären umgeben, die viel dicker sind als die der Erde. TRAPPIST-1d ist mit etwa 30 Prozent der Masse der Erde der leichteste der Planeten. Die Wissenschaftler sind sich nicht sicher, ob er eine ausgedehnte Atmosphäre, einen Ozean oder eine Eisschicht beherbergt.

Die Wissenschaftler waren überrascht, dass TRAPPIST-1e der einzige Planet im System ist, der etwas dichter als die Erde ist, was darauf hindeutet, dass er einen dichteren Eisenkern haben könnte und nicht unbedingt eine dicke Atmosphäre, Ozean oder Eisschicht haben muss. Noch ist unklar, warum TRAPPIST-1e in seiner Zusammensetzung so viel gesteinshaltiger zu sein scheint als der Rest der Planeten. In Bezug auf Größe, Dichte und die Menge der Strahlung, die er von seinem Stern erhält, ist er der Planet, der der Erde am ähnlichsten ist.

TRAPPIST-1f, g und h sind weit genug vom Mutterstern entfernt, dass Wasser an ihrer Oberfläche zu Eis gefroren sein könnte. Wenn sie dünne Atmosphären haben, enthalten sie wahrscheinlich keine schweren Moleküle wie z.B. Kohlendioxid, das wir auf der Erde finden.

"Es ist interessant, dass die dichtesten Planeten nicht diejenigen sind, die dem Stern am nächsten sind, und dass die kühleren Planeten keine dichten Atmosphären haben können", bemerkt Caroline Dorn von der Universität Zürich in der Schweiz und ebenfalls Ko-Autorin der Studie.

Das TRAPPIST-1-System wird auch in Zukunft im Mittelpunkt intensiver Untersuchungen mit vielen bodengebundenen und weltraumbasierten Einrichtungen stehen, darunter das Extremely Large Telescope der ESO und das NASA/ESA/CSA James Webb Space Telescope.

Astronomen arbeiten zusätzlich hart an der Suche nach weiteren Planeten um lichtschwache rote Sterne wie TRAPPIST-1. Michaël Gillon, Mitglied des Teams, erklärt: "Dieses Ergebnis verdeutlicht, warum wir so interessiert daran sind, nahegelegene, besonders kühle Zwergsterne – wie TRAPPIST-1 – auf Transits erdähnlicher Planeten zu untersuchen. Genau das ist das Ziel von SPECULOOS, unseres neuen Exoplanetensuchprogramms, das in Kürze am Paranal-Observatorium der ESO in Chile in Betrieb gehen wird."

Quelle

ESO - Europäische Südsternwarte
Die "Europäische Organisation für astronomische Forschung in der südlichen Hemisphäre" oder auch kurz "Europäische Südsternwarte" ist ein Forschungsinstitut mit verschiedenen Observatorien.

Webseite: https://www.eso.org

Künstlerische Darstellung des Planetensystems TRAPPIST-1
Diese künstlerische Darstellung zeigt mehrere der Planeten, die den besonders kühlen roten Zwergstern TRAPPIST-1 umkreisen. Neue Beobachtungen in Kombination mit sehr ausgefeilten Analysen haben nun gute Schätzungen der Dichte aller sieben erdgroßen Planeten ergeben. Sie deuten darauf hin, dass die Planeten reich an flüchtigen Stoffen sind, wahrscheinlich Wasser.
© ESO / M. Kornmesser
Künstlerische Darstellung des Planetensystems TRAPPIST-1
Diese künstlerische Darstellung zeigt mehrere der Planeten, die den besonders kühlen roten Zwergstern TRAPPIST-1 umkreisen. Neue Beobachtungen in Kombination mit sehr ausgefeilten Analysen haben nun gute Schätzungen der Dichte aller sieben erdgroßen Planeten ergeben. Sie deuten darauf hin, dass die Planeten reich an flüchtigen Stoffen sind, wahrscheinlich Wasser.

Die Planeten sind hier im selben Maßstab dargestellt, aber nicht an der korrekten Position relativ zueinander.
© ESO / M. Kornmesser
Künstlerische Darstellung des Planetensystems TRAPPIST-1
Diese künstlerische Darstellung zeigt mehrere der Planeten, die den besonders kühlen roten Zwergstern TRAPPIST-1 umkreisen. Neue Beobachtungen in Kombination mit sehr ausgefeilten Analysen haben nun gute Schätzungen der Dichte aller sieben erdgroßen Planeten ergeben. Sie deuten darauf hin, dass die Planeten reich an flüchtigen Stoffen sind, wahrscheinlich Wasser.
© ESO / M. Kornmesser
Der sehr kühle Zwergstern TRAPPIST-1 im Sternbild Wassermann
Diese Aufsuchkarte zeigt die Sterne, die in einer klaren dunklen Nacht mit dem bloßen Auge im Sternbild Wassermann (lat. Aquarius) zu sehen sind. Die Position des lichtschwachen und sehr roten kühlen Zwergsterns TRAPPIST-1 ist eingezeichnet. Obwohl er sich relativ nah an der Sonne befindet, ist er sehr lichtschwach in mit kleinen Teleskopen nicht sichtbar.
© ESO / IAU and Sky & Telescope
Die Größen, Massen und Temperaturen der sieben TRAPPIST-1-Planeten und anderer Planeten
Dieses Diagramm vergleicht die Größen, Massen und geschätzten Temperaturen der TRAPPIST-1-Planeten mit denen des Sonnensystems. Die Farben deuten die Temperaturen an und die schwarze Linie entspricht den Dichten und der Zusammensetzung der terrestrischen Planeten im Sonnensystem. Planeten über der Linie sind weniger dicht und Planeten unter der Linie sind dichter.
© ESO / S. Grimm et al.
Eigenschaften der sieben TRAPPIST-1-Planeten im Vergleich zu anderen bekannten Planeten
Dieses Diagramm vergleicht die Massen und die einfallende Strahlung des Sterns für das TRAPPIST-1-System und viele andere Exoplaneten sowie mehrere Planeten im Sonnensystem.
© ESO / S. Grimm et al.
Eigenschaften der sieben TRAPPIST-1-Planeten
Diese Infografik listet die Haupteigenschaften der sieben TRAPPIST-1-Planeten und die der vier innersten Planeten im Sonnensystem im gleichen Maßstab auf.
© NASA / JPL-Caltech / R. Hurt, T. Pyle (IPAC)
Vergleich der Eigenschaften der sieben TRAPPIST-1 Planeten
Dieses Diagramm vergleicht die Massen und den Energieeintrag auf die sieben TRAPPIST-1-Planeten mit den Eigenschaften der vier innersten Planeten des Sonnensystems.
© NASA / JPL-Caltech
Vergleich des TRAPPIST-1-Systems mit dem Sonnensystem
Diese Infografik vergleicht das Planetensystem TRAPPIST-1 mit dem inneren Sonnensystem und den vier galileischen Monden des Planeten Jupiter.
© NASA / JPL-Caltech