Geschrieben am 09.08.2016 in Kategorie: Amateurastronomie
Beim Podstock 2016 bot ich einen Ausflug an den Sternenhimmel an. Dafür fanden wir uns halb-spontan zusammen und stellten uns auf die voll-gesperrte Straße. Wir unterhielten uns in sehr lockerer Stimmung für rund zwei Stunden, dabei kamen viele Themen zur Sprache. Hier möchte ich diese Themen etwas bündeln, meine Antworten zusammenzufassen und mit einigen Links garnieren.
Mag es so sein, dass sich das Universum in einer Quadrillion Jahren als kaltes Meer aus Strahlung ausbreitet, dass niemand mehr weiß, wie ich mich morgen verhalten werde, niemand, der sich an irgendeinen von uns und unsere Taten erinnert.
Aber das ist unwichtig. Worauf es ankommt, ist, dass ich morgen weiß, was ich getan habe, dass ich weiß, ob ich alles getan habe, was in meinen Kräften stand.
Dies ist am Ende das einzige, was zählt.
(James Trefil)
Martin Rützler hat einen Mitschnitt der Session angefertigt und leicht geschnitten zum Anhören bereit gestellt.
Mitschnitt der Session bei radiomono.net
Wir begannen noch vor der Bühne, ziemlich direkt nach der wunderbaren Live-Show des Podcasts „Puerto Patida“ mit der Beobachtung eines „Iridium-Flares“. Das ist zwar keine Astronomie, aber trotzdem nett anzuschauen. Die Flares werden von Satelliten des Iridium-Systems verursacht. Dieses ursprünglich von Motorola aufgebaute Kommunikationsnetz ermöglicht die direkte Kommunikation per Satellit von überall auf der Erde. Ein anderer Anbieter für satellitengestützte Kommunikation ist Inmarsat, hier ist aber z.B. an den Erdpolen kein Kontakt möglich.
Das Iridium-System deckt auch die Erdpole mit ab. Man gewann aber ursprünglich aber viel zu wenige Kunden und musste Konkurs anmelden. Ein neu gegründetes Unternehmen übernahm die Satelliten. Das System ist weiterhin in Betrieb. Die Satelliten bewegen sich in einer Höhe von etwa 780 Kilometern.
Wann und wo auf der Erde ein Iridium-Flare zu beobachten ist, lässt sich prima mit der Webseite heavens-above.com berechnen. Auch Überflüge der Internationalen Raumstation ISS (immer noch keine Astronomie) und vieles mehr lassen sich damit sehr gut ermitteln. Auch Apps gibt es für diesen Zweck.
Die ISS verliert nach und nach an Höhe und wird gelegentlich wieder in einen höheren Orbit geschoben. Die folgenden Videos geben Eindrücke davon, wie man diese Beschleunigung in der Raumstation erlebt.
Video bei Youtube: Space Station Reboost
Video bei Youtube: Space Station Reboost: The Inside Story
Wo ich gerade über die ISS schreibe: Auch von der Raumstation konnten wir einen schönen hellen Überflug beobachten. Die Organisation des Podstocks hat wirklich keine Kosten und Mühen gescheut. Das Podstock so zu organisieren, dass eine nahezu perfekte Beobachtungsnacht mit zeitlich ideal abgepassten Iridium-Flares und einem ISS-Überflug zur Verfügung stand: Respekt, das muss erstmal einer nachmachen. ;-)
Besonders wichtig für die Berechnung von Ereignissen ist der Standort des Beobachters. Nur so kann ermittelt werden, ob ein Ereignis überhaupt beobachtet werden kann und wenn ja, wann. Bei der Nutzung von Webseiten und Programmen für diesen Zweck sollte man außerdem auf die Zeitzonen achten, damit man das Ereignis nicht verpasst.
Computergesteuerte Teleskope auf der Erde können auch im Amateurbereich das Teleskop direkt zu den gewünschten Koordinaten steuern. Einige Modelle enthalten einen GPS-Empfänger, hier entfällt die Eingabe des Standorts. Das meist von mir genutzte Teleskop (dieses Gerät war nicht mit beim Podstock) fragt bei jedem Neustart die Koordinaten ab und bietet die zuletzt genutzten Koordinaten zur Bestätigung an. Das reicht mir völlig aus. Ich käme auch ohne Motorisierung gut zurecht.
Die Astrofotografie stellt gewisse Ansprüche an die Qualität der Nachführung, auch wenn Computerprogramme den Einstieg schon deutlich vereinfacht haben. Normalerweise wird nicht durch ein Gerät gleichzeitig beobachtet und fotografiert. Auf dem nebenstehenden Bild ist das meist vom Autoren genutzte Teleskop bei der Beobachtung des Merkurtransits 2016 zu sehen. Huckepack ist das kleine Suchfernrohr zu sehen. Auch ein kleines blaues Teleskop ist aufgesetzt. Mit diesem wurde der Transit beobachtet, während durch das große weiße Teleskop fotografiert wurde.
Das kleine blaue Teleskop war genau das Gerät, das wir auch beim Podstock verwendet haben. Es ist ein kleines Linsenteleskop vom Hersteller „Skywatcher“. Wir nutzten ein Feldstativ aus Aluminium. Der Aufbau ist auf einem der nebenstehenden Fotos zu sehen.
Teleskope sind meist auf einer Montierung aufgesetzt. Hier gibt es einfache Typen, bei der das Teleskop einfach nach links und rechts und nach oben und unten geschwenkt wird. Ein Beispiel ist die Dobson-Bauform. Hier ist allerdings die motorisierte Nachführung zwar möglich, aber nicht trivial. Legt man darauf keinen gesteigerten Wert, kann man mit diesen Geräten recht preiswert eine große Öffnung für vergleichsweise schmales Geld erwerben.
Komfortabler kann die Beobachtung mit einer parallaktischen Montierung sein. Ein Beispiel für eine solche Montierung ist die „Deutsche Montierung“, die auch bei dem kleinen Teleskop beim Podstock zum Einsatz kam.
Von dem kleinen Teleskop schweiften wir etwas ab zu Großteleskopen auf der Erde. Ich nannte zwei Spiegelteleskope mit massiven Spiegeln:
BTA am Selentschuk-Observatorium (Russland)
Hale-Teleskop am Palomar-Observatorium (USA)
Die danach gebauten, größeren Teleskope setzen keinen einzelnen massiven Spiegel mehr ein, sondern computer-gesteuerte Einzelspiegel (Segmente), die zusammen eine größere Fläche ergeben.
Die europäische Südsternwarte ESO hat den Auftrag für die bislang größte Teleskop vergeben, das E-ELT. Hier gibt es eine Meldung dazu.
Das E-ELT wird eine ziemlich große Einrichtung. Weitere Daten dazu gibt‘s im passenden Wikipedia-Artikel. Es soll die Störungen durch die Erdatmosphäre ausgleichen und so leistungsfähig sein, dass die Bilder 16 Mal schärfer als die vom Hubble-Weltraumteleskop werden sollen. Die ESO hat natürlich eine Webseite über das E-ELT, sie ist in englischer Sprache.
Ein Größenvergleich der gerade genannten Spiegelteleskope findet sich bei den Bildern dieses Artikels.
Wir unterhielten uns dann darüber, dass man von der Erde auch Licht ins All schicken kann, statt es nur zu empfangen. Ein Beispiel dafür ist die Entfernungsmessung zum Mond per Laser. Dafür wurden von Apollo-Missionen Retroreflektoren auf den Mond gebracht, die von der Erde aus mit Lasern (siehe Bild) angestrahlt werden.
Dr. Evil wollte den umgekehrten Weg gehen. Mit seinem „Alan Parsons Project“ wollte er vom Mond zur Erde lasern. Sein Engagement war allerdings nicht wissenschaftlich motiviert.
Zurück zu unserem Beobachtungsabend. Nach der Beobachtung des Iridium-Flares trafen wir uns auf der voll gesperrten Straße. Von dort hatten wir eine schön freie Sicht auf viele Bereiche des Himmels. Wir sprachen über das kleine Teleskop und was so ein Teleskop eigentlich leisten soll.
Eine häufige Frage ist die nach der Vergrößerung. Beim Podstock setzten wir zwei schwache Vergrößerungen ein, 16-fach und 32-fach. Die Vergrößerung ergibt sich aus den beiden optischen Systemen, die man benutzt. Zum einen ist da das Teleskop selber, zum anderen das Okular, durch das man das winzige, vom Teleskop erzeugte Bildchen betrachtet. Teilt man die Brennweite des Teleskops durch die Brennweite des Okulars, ergibt sich die Vergrößerung.
Die Vergrößerung eines Teleskops wird gerne als Verkaufsargument herangezogen, insbesondere bei „Weihnachtsteleskopen“ im Niedrigpreis-Sektor. Dort werden zwar physikalisch korrekte Zahlen genutzt, aber eine vernünftige Abbildungsqualität ist dabei nicht zu erreichen.
Hier möchte ich auf das „Clear Sky-Blog“ verweisen. Stefan Gotthold hat sich hier die Mühe gemacht und viele der Dinge, die man als Teleskop-Besitzer oder als Möchtegern-Besitzer wissen sollte, niedergeschrieben. Man muss sich die Formeln nicht merken. Aber die Zusammenhänge zu verstehen, hilft beim Kauf.
Und natürlich gibt es einen passenden Artikel zu unseren Vergrößerungen. Er heißt: „Mathematik in der Astronomie (Teil 3): Teleskope und ihre sinnvollen Vergrößerungen“. Etliche der Dinge, die wir auf der Straße beim Podstock besprochen haben, sind hier wiederzufinden.
Wie stark sich unsere Erdatmosphäre auf die Beobachtung auswirkt, kann man schon bei einfachen Videos vom Mond sehen. Hier ein Beispiel:
Video bei Youtube: Moon shimmering due to atmospheric turbulence
Aber Vergrößerung ist nicht alles. Wichtig ist auch das Lichtsammelvermögen des Teleskops. Schließlich möchten wir damit teils sehr lichtschwache Objekte überhaupt erst sichtbar machen.
Dabei kommt es auch auf die Größe der Optik, genauer: auf den Durchmesser. Wir sammeln hier mit einem „großen Auge“ Licht und versuchen, dieses möglichst scharf und unverfälscht in unser kleines Auge zu transportieren. In der Nacht ist das ganz prima. Am Tag müssen wir aufpassen. Denn einen Stern dürfen wir nicht vergessen: unsere Sonne.
Wenn wir unsere Sonne beobachten möchten, müssen wir sehr vorsichtig sein. Es schmerzt schon, ohne Hilfsmittel in die Sonne zu schauen. Den Sonnenbrand kennt wohl jeder, den Sonnenbrand im Auge („Schneeblindheit“) zum Glück wenige. Kurz: Der ist nicht witzig.
Benutzt man nun ein Teleskop, um auf die Sonne zu blicken, besteht die Gefahr der beinahe sofortigen Erblindung. Man sollte das ohne Vorkehrungen einfach nicht versuchen!
Solche Vorkehrungen sind eigentlich ganz einfach. Man kann Sonnenfilter einsetzen. Hier wird unterschieden zwischen Objektivsonnenfiltern und Okularsonnenfiltern.
Beim Objektivsonnenfilter sitzt der Filter vor der Optik. Er wird also ganz normal von der Sonne beschienen. Auf dem Foto vom Merkurtransit sind auf beiden Teleskopen Filter zu sehen. Der große hat eine Holzeinfassung, der andere ist recht provisorisch am blauen Gerät angebracht.
Der Okularsonnenfilter sitzt im Okular, dort wo bereits das „große Auge“ des Teleskops sehr viel Licht gesammelt hat... viel mehr als unser Auge sonst sammeln würde. Das Teleskop bündelt dieses Licht auf einen kleinen Punkt. Und dort wird es furchtbar heiß. Diese Hitze ist schon für die Geräte oft nicht gut. Noch schlimmer ist es, wenn man hier mit dem Auge in die Nähe kommt. Das Auge kann einfach verbrennen und dafür gibt es keine Heilung.
Übrigens darf man auch die Sucherfernrohre nicht vergessen. Auch diese bündeln schon ordentlich Licht und die Sache kann zumindest schmerzhaft werden. Auch Feuergefahr durch z.B. in Brand geratenes Papier kann es geben. Also müssen die Sucherfernrohre entweder eigene Filter bekommen oder abgedeckt werden. Ich habe das einmal vergessen. Das zerstörte das Sucherfernrohr, weil das eingearbeitete Fadenkreuz geschmolzen ist.
Beim Podstock erzählte ich von einem Amateurastronomen in unserem Verein, der einen Okularsonnenfilter trotz besseren Wissens getestet hat. Das Ding platzte in der Hitze. Zum Glück schaute gerade niemand in das Teleskop. Dieser Artikel erzählt eine ganz ähnliche Geschichte: „Warum Okularsonnenfilter gefährlich sind“
Beim Merkurtransit machte ich noch einen Versuch mit der Filterfolie, die ich für den Objektivsonnenfilter einsetze. Solche Folie wird auch für „Sonnenfinsternisbrillen“ verarbeitet. Den oben schon genannten Stefan Gotthold erreichte die Frage, ob man nicht eine Sonnenfinsternisbrille aufsetzen und dann durch das Teleskop sehen kann.
Diese Idee macht das gleiche wie ein Okularsonnenfilter. Man geht auf die Seite, an der das ganze gebündelte Licht in einem kleinen Strahl aus dem Teleskop austritt. Ich habe daraufhin einen Versuch mit einer sehr guten Filterfolie gemacht und diese auf die Okularseite gehalten. In nicht einmal einer Sekunde war die Folie durchgeschmort.
Also: Einfache Sonnenfilter gehören an die Objektivseite, an der das Licht noch nicht gebündelt wurde. Dafür kann eine spezielle Sonnenfilterfolie verwendet werden, mit der man sich ganz einfach sehr gute Objektivsonnenfilter selber basteln kann. Aber auch fertige Produkte sind zu haben.
Beispiele für die von mir eingesetzte Folie und für fertige Produkte findet man zum Beispiel auf dieser Seite von Baader Planetarium.
Als wir uns dann nun dem Himmel zuwandten (endlich Astronomie!), begannen wir beim „Großen Wagen“. Der ist kein eigenes Sternbild, sondern nur ein Teil vom Sternbild „Großen Bär“. Der Große Bär ist ziemlich nützlich. Man kann mit ihm den Polarstern finden (siehe unten), der beinahe am nördlichen Himmelspol steht. Mit ihm kann man für den Alltag hinreichend genau die Himmelsrichtungen bestimmen. Zieht man eine senkrechte Linie vom Polarstern zum Horizont, dann ist dort beinahe genau Norden. Die anderen Himmelsrichtungen ergeben sich dann.
Dass wir einen Polarstern haben, ist Zufall. Am Südhimmel wird der Himmelspol nicht von einem Stern markiert. Und auch für den Norden wird das nicht immer so bleiben. Die Erde verhält sich ungefähr wie ein Kreisel, dessen Rotationsachse rotiert. Auch die Erdachse führt diese Bewegung aus, sie heißt „Präzession“.
Würde man nun dem Polarstern „folgen“, käme man immer weiter nach Norden. Weil wir uns dabei über die Erdkugel bewegen, würde der Stern scheinbar immer weiter nach oben steigen, bis er beinahe genau den Zenit erreicht. Wir befinden uns dann fast genau am geographischen Nordpol. Nur „fast genau“, weil der Polarstern eben doch ein kleines bisschen neben der Verlängerung der Erdachse liegt.
Würden wir uns am geographischen Nordpols eine Weile den Himmel ansehen, bemerken wir, dass kein Stern auf und untergeht. Alles scheint um den Punkt im Zenit zu kreisen. Aber es ist kalt und hier ist die Bandbreite nicht besonders dolle. Gehen wir zurück zum Podstock. Der Polarstern verlässt scheinbar seine Position und steht wieder dort, wo wir ihn zu Beginn gesehen haben.
Die scheinbare Bewegung, dass alles um den Polarstern zu kreisen scheint, können wir aber trotzdem sehen. Alle Sterne, die im Norden ihren tiefsten Stand erreichen und trotzdem noch sichtbar waren, können von diesem Ort das ganze Jahr über gesehen werden. Man nennt diese Sterne zirkumpolar.
Die Sterne, die im Norden nicht mehr sichtbar sind, gehen für uns auf und unter. Diese Bewegung können wir täglich bei allen Sternen sehen. Die Positionen der Sterne zueinander scheinen stabil zu sein, es sieht so aus, als seien sie auf der Innenseite einer Kugel fixiert. Die Sterne nennen wir deswegen auch Fixsterne, allerdings ist dieser Begriff etwas angestaubt.
Die Erde dreht sich einmal in 23 Stunden, 56 Minuten und 4,1 Sekunden um die eigene Achse. Bezogen auf den Sternenhimmel stehen nach diesem Zeitraum die Sterne genau wieder an der gleichen Stelle. Dieser Zeitraum ist ein „Sterntag“.
Gleichzeitig bewegt sich die Erde aber auf ihrer Umlaufbahn um die Sonne. Kombiniert man diese beiden Bewegungen und vergleicht die höchsten Sonnenstände miteinander, kommen wir auf einen Sonnentag. Dieser ist im Mittel 24 Stunden lang und ist das Maß für die Tage, mit denen wir unsere Kalender füllen.
Beide Bewegungen zusammen bewirken eine Verschiebung. Möchten wir einen Stern an der gleichen Stelle wie in der Nacht zuvor beobachten, müssen wir nicht nach einem Sonnentag, sondern nach einem Sterntag schauen. Jeden Tag verschiebt sich die Sache also um knapp 4 Minuten.
Ein Jahr hat 365 Kalendertage. Nun wäre es schon ein ziemlicher Zufall, wenn das genau so passen würde. Das ist leider nicht der Fall. Würde man nichts unternehmen, würde sich die Abweichung zwischen einem Umlauf um die Sonne und einem Kalenderjahr nach und nach aufsummieren. Gegenüber den Sternen und der Sonne würden sich die Zeiten auf der Erde nach und nach verschieben. Um diese Verschiebung auszugleichen, gibt es Schaltjahre.
Verwandt damit ist die Schaltsekunde. Diese gleicht aus, dass die Erde sich nicht genau in einem Tag (definiert als 86400 Sekunden) einmal um sich selber dreht.
Die (Fix-)Sterne haben wir gerade schon kennen gelernt. Wie auch unsere Sonne sind das eigenständig leuchtende Objekte. Sie fusionieren Elemente und geben dabei Energie ab.
Um viele Sterne kreisen Planeten, so auch um unsere Sonne. Dieses Gebilde nennen wir Sonnensystem. Die Planeten sind uns viel näher als andere Sterne. Wir können hier schon innerhalb von kurzer Zeit sehen, dass sie ihre Positionen am Himmel verändern. Das hat man früher noch nicht verstanden und nannte sie deswegen „Wandelsterne“.
Betrachtet man nochmal das Sternbild Großer Bär, fällt vielleicht auf, dass der Bär einen Schwanz hat, die viel länger ist als man das von einem üblichen Bären gewohnt ist. Die Mythologie hat darauf eine Antwort, auf die ich aber nicht näher eingehen möchte.
In den weiteren Erklärungen werde ich nun vom Großen Wagen sprechen, weil den so ziemlich jeder kennt und auch jeder eine Vorstellung davon hat, wie er aussieht. Man kann mit diesen Sternen sehr gut andere Sternbilder finden. Bei unserem Podstock-Beobachtungsabend war der Große Wagen recht weit unten und die Deichsel zeigte nach links. Das ist für die nächsten Erklärungen relevant.
Betrachten wir nochmal den Wagen, fällt uns die Deichsel auf. In der Nähe des mittleren Sterns („Mizar“) ist noch ein weiterer Stern zu sehen. Er heißt Alkor und wird auch „Reiterlein“ genannt. Er ist ein ganzes Stück dunkler als Mizar und kann auch als Augenprüfer dienen.
Folgen wir dem Bogen, der von der Deichsel gebildet wird, immer weiter, dann kommen wir zu einem ziemlich hellen Stern, „Arktur“. Er ist der Hauptstern im Sternbild Bootes (Bärenhüter). Dieses Sternbild sieht ein bisschen aus wie ein Kinderdrachen oder eine Eistüte.
Folgt man dem Bogen noch weiter kommt man zum Stern Spica im Sternbild Jungfrau. Bei unserem Abend beim Podstock war dieses Sternbild allerdings nicht sichtbar, es versteckte sich hinter Bäumen.
Links neben dem Bärenhüter befindet sich eine kleinere Sternenkette. Dieses ist das Sternbild „Nördliche Krone“. Der hellere Stern in der Mitte heißt „Gemma“, lateinisch für Edelstein.
Mit dem Großen Wagen können wir auch prima den Polarstern finden. Nimmt man die beiden rechten Sterne des Kastens und verlängert diese Linie fünf bis sechs Male nach oben, gelangt man zum Polarstern, dem Hauptstern im Sternbild Kleiner Bär. Diese Konstellation kennt man auch unter dem Begriff „Kleiner Wagen“.
Bildet man von den beiden linken Sternen eine Linie und verlängert sie nach unten, kommt man zum Stern Regulus im Sternbild Löwe.
Für die Familie Black in den Harry-Potter-Büchern wurden einige Vornamen nach Sternen gewählt. Beispiele: Regulus, Sirius, Arcturus (Arktur), Pollux.
Zwischen dem Großen und dem Kleinen Bären schlängelt sich das Sternbild Drache hindurch. Für die komplette Beobachtung braucht man aber eine dunkle Nacht, die Sterne sind für uns eher dunkel.
Später in der Nacht sprachen wir noch vom Sternbild Cassiopeia, das wie ein großes „W“ am Himmel steht. Genau wie die beiden Bären und der Drache ist es das ganze Jahr über beobachtbar.
Verlassen wir den Norden und wenden uns dem Südhimmel zu. Hier wechseln die Sterne im Verlauf eines Jahres durch den Unterschied von Sterntag und Sonnentag (siehe oben). Das Podstock fand im Sommer statt und so hatten wir einen schönen Blick auf das so genannte „Sommerdreieck“. Das ist zwar kein Sternbild, aber eine schöne Merkhilfe. Es wird gebildet aus den Sternen Wega im Sternbild Leier, Altair im Sternbild Adler und Deneb im Sternbild Schwan.
Fun fact: Im Film „Contact“ fängt Jodie Foster ein Funksignal vom Stern Wega auf. Später reist sie dort auch hin.
Der Doppelstern Albireo im Sternbild Schwan erschien uns mit dem freien Auge als einfacher Stern mit weißem Licht. Durch das Teleskop konnten wir zwei Objekte sehen: einen eher bläulichen und einen eher orange-farbenen Stern. Wir sprachen über das Farbensehen und dass wir nachts die meisten Objekte nur schwarz-weiß sehen.
Das liegt an der Beschaffenheit unserer Augen. Diese haben einige sehr lichtempfindliche Zellen (Stäbchen), die aber keine Farben sehen können und farbempfindliche Zellen, die aber mehr Licht brauchen (Zapfen).
Bei Albireo sammelte das Teleskop genügend Licht, um auch die farbempfindlichen Zellen in unseren Augen zu stimulieren.
Zwischenzeitlich wurde einmal nach einem „Supernova-Kandidaten“ gefragt. Gemeint war hier vermutlich Beteigeuze im Sternbild Orion. Ansehen konnten wir uns diesen Stern nicht, er ist in unseren Breiten im Sommer unter dem Horizont. In den "Anhalter"-Büchern ist der Planet Beteigeuze 5 übrigens die Heimat von Ford Prefect und Zaphod Beeblebrox.
Im Teleskop schauten wir uns auch den Kugelsternhaufen M13 (Messier-Objekt 13) an. Die Vergrößerung reichte nicht, um das Objekt in einzelne Sterne aufzulösen. Deswegen sahen wir M13 als nebeligen Fleck.
Für unsere Session haben wir nicht nur eine schöne Nacht, sondern auch einen schön abgelegenen Standort erwischt, bei der die Lichtverschmutzung verhältnismäßig gering ausfiel.
Schon recht früh konnten wir unsere eigene Galaxie, die Milchstraße wahrnehmen. Später konnten wir ohne Hilfsmittel die große Andromedagalaxie M31 sehen. Sie hat ihren Namen, weil sie im Sternbild Andromeda zu finden ist.
In mehreren Milliarden Jahren wird die Milchstraße mit der Andromedagalaxie verschmelzen. Dafür gibt es nicht nur ein Paper (englisch) zur Kollision, sondern auch einige Animationen.
Video bei Youtube: Milky Way Versus Andromeda As Seen from Earth
Video bei Youtube: Milky Way and Andromeda Galaxies Collision Simulated
Um den aktuellen Himmelsausschnitt zu simulieren, gibt es Planisphären. Diese schon alte Idee wird heute in einfacher Form als Sternkarte angeboten.
Eine schöne Online-Simulation wird von den Sternfreunden Münster angeboten.
Vor Ort dabei hatte ich eine 20 Jahre alte „Kosmos drehbare Sternkarte“. Inzwischen gibt es solche Karten auch von anderen Herstellern. Hier kann man mal stöbern gehen.
Auch Bastelbögen zum Selbermachen gibt es. Hier eine Google-Suche dazu.
Natürlich gibt es auch zahlreiche Sternatlanten, ich benutze einen Vorgänger von diesem hier.
Das Podstock 2016 fand Anfang August 2016 statt. Da gibt es gute Chancen, auch Sternschnuppen zu beobachten. Das wissenschaftliche Wort dafür ist „Meteor“.
Der August gilt als „Sternschnuppenmonat schlechthin“. Das liegt daran, dass wir uns mit der Erde durch eine Spur von Teilchen bewegen, die der Komet 109P/Swift-Tuttle hinterlassen hat.
Die Erde bewegt sich bezogen zur Sonne mit einer mittleren Geschwindigkeit von 107.000 Stundenkilometern. Trifft nun die Erde auf eines des Teilchen, verglüht es in der Erdatmosphäre. Gas in der Atmosphäre wird dabei ionisiert und sorgt für die sichtbare Erscheinung, das Rekombinationsleuchten. „Sternschnuppe“ klingt aber irgendwie romantischer.
Die Teilchen müssen nicht groß sein. Für eine sichtbare Erscheinung reichen schon winzige Partikel, die nicht einmal ein Gramm wiegen müssen.
Während wir beim Podstock an den Himmel schauten, sahen die Teilnehmer in der kleinen Beobachtungsgruppe fünf bis zehn Meteore. Dabei fiel auch auf (Ralph war erster), dass mehrere Meteore aus der gleichen Richtung zu kommen schienen.
Wir sprachen dann über diesen Punkt, er nennt sich „Radiant“. Aus dem Radianten scheinen die Meteore eines Stroms zu kommen. Die Meteore im August nennen sich „Perseiden“, weil der Radiant des Meteorstroms im Sternbild Perseus liegt. Einen Teil dieses Sternbilds konnten wir beim Podstock noch erspähen.
Das haben wohl nicht mehr alle Teilnehmer mitbekommen, aber ganz kurz kam das Gespräch im Tagungshaus noch auf UFOs. Ich nutze dieses Wort im ursprünglichen Sinn, in dem es schlicht ein nicht identifiziertes Flugobjekt bezeichnet. Mit Außerirdischen hat das so nichts zu tun.
Ich bin zwar überzeugt, dass wir das Universum mit vielen anderen Lebewesen außerhalb der Erde teilen, bezweifele aber stark, dass es einen Besuch auf der Erde gab und jemals geben wird.
Ich sagte zwar, dass ich völlig unsicher war, aber mit der Flughöhe der Iridium-Satelliten lag ich weit daneben. Ich schätzte über 10000 Kilometer Abstand, korrekt sind etwa 780 Kilometer.
Den Begriff „Blende“ habe ich bei der Erklärung der Nachführung falsch eingesetzt. Die Blende spielt für das Sichtfeld keine Rolle.
Die mittlere Geschwindigkeit der Erde um die Sonne in Kilometer pro Stunde ist nicht 5-stellig, sondern knapp 6-stellig.
An dem Abend beim Podstock setzte ich eine Taschenlampe von LED-Lenser vom Typ MT7 ein. Der Hersteller bietet von genau dieser nur noch Nachfolger an, aber das Modell M7 hat exakt die gleiche Technik und nur ein etwas anderes Gehäuse.
Das Zitat am Artikelanfang, über das wir dann auch in der Abschlussrunde des Podstocks noch sprachen, stammt aus dem Buch „5 Gründe, warum es die Welt nicht geben kann“ von James Trefil.
Wenn die kleine Astronomie-Session gefallen hat, bereite ich auch für künftige Podstocks gerne etwas vor. Themenvorschläge sind willkommen!
Wenn einer der Teilnehmer meinen Podcast noch nicht kennt: Ich mache „Auf Distanz“, einen Podcast über Astronomie und Raumfahrt. Diesen Podcast gibt es seit Herbst 2015. Folgen erscheinen ungefähr alle 2 bis 4 Wochen.
Auf Distanz
Podcast von Lars Naber, der sich mit Astronomie und Raumfahrt beschäftigt.
Webseite: http://aufdistanz.de
Webseite: http://extras.aufdistanz.de