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ISS: Der zweite Versuch durchs Teleskop

Geschrieben am 08.04.2018 in Kategorie: Amateurastronomie

Ein erneuter Versuch, Details der internationalen Raumstation ISS durch das Teleskop zu fotografieren. Zum Einsatz kamen eine andere Strategie und neue Technik.

Vorgeschichte

Im Juni 2017 hatte ich den ersten Versuch gemacht, die ISS durch mein Teleskop zu fotografieren. Es gab aber technische Einschränkungen mit der Kamera und die Belichtungszeit hatte ich auch noch falsch eingestellt. Hier lässt sich die Geschichte nachlesen.

Eine neue Kamera

Aus verschiedenen Gründen hatte ich schon eine Weile mit einer neuen, videotauglichen Kamera geliebäugelt. So könnte ich damit dann noch bessere Videoaufnahmen für mein Podcast-Projekt machen. Konkret wurde das nun erst mit einer anstehenden Reise. Dafür kaufte ich eine videotaugliche Spiegelreflexkamera, die zudem auch eine höhere Empfindlichkeit und eine bessere Auflösung bietet als meine vorherige Kamera. Von der konnte ich auch nahezu das komplette Zubehör übernehmen, weil die neue Kamera die gleiche Chipgröße und den gleichen Objektivanschluss bietet.

Als ich nachmittags etwas Zeit fand, machte ich mit hohen Empfindlichkeiten und kurzen Belichtungszeiten, hauptsächlich im Videomodus. In diesem bietet die Kamera eine Auflösung von bis zu 1920 x 1080 Pixel und nimmt bis zu 50 Bilder pro Sekunde auf. Ich zeichnete Wassertropfen und platzende Ballons auf und war von den Ergebnissen sehr positiv überrascht.

Die ISS im Teleskop

Am gleichen Abend gab es noch einen ISS-Überflug, den ich dann natürlich gleich nutzen wollte, um mein neues Spielzeug auszuprobieren.

Bei meinem ersten Versuch hatte ich die ISS während eines Transits aufgenommen. Dieses Mal wollte ich die Raumstation einfach so aufnehmen. Bei Twitter erhielt ich vor einiger Zeit den Tipp, die Teleskopmontierung komplett zu lösen, so dass ich sie einfach freihändig nachführen kann. Der Sucher sollte dafür vorher genau eingestellt werden. Wenn dann der Überflug stattfindet, sorgt man nur noch dafür, dass die Kamera automatisch Bilder aufnimmt und und führt das Teleskop anhand des Suchers nach.

Technische Überlegungen

Genau wie beim ersten Versuch wollte ich möglichst viele Bilder gewinnen. Ich nahm also eine geringere Auflösung in Kauf und entschied mich für eine Aufnahme im Videomodus. Damit die ISS aber größer auf dem Chip erscheint, plante ich eine Okularprojektion, die beim ersten Versuch auch noch nicht machen konnte. In den Projektionsadapter schraubte ich ein Okular mit 17mm Brennweite.

Am Abend

Der Überflug an diesem Abend fand recht niedrig statt und war nicht besonders hell. Für die aktuelle Sichtbarkeitsperiode war es aber einer der letzten. Es hieß also „Probieren oder Warten“. Und für‘s Warten war ich viel zu neugierig.

Also baute ich frühzeitig alles auf und probte an Flugzeugen das Nachführen. Als die ISS dann sichtbar wurde, folgte ich ihr mit dem Teleskop, so gut es ging. Das war teilweise gar nicht so einfach. Aber ich hatte die ISS immer wieder für kurze Momente genau im Zentrum des Suchers.

Nach dem Abbau schaute ich mir das Video an. Und in den tausenden von Bildern war hier und da die ISS zu sehen. Schlecht aufgelöst und körnig zwar, aber erkennbar.

Ergebnisse

Am nächsten Morgen extrahierte ich mit dem Programm VLC alle Einzelbilder aus dem Video. Die Bilder, die nicht einfach nur schwarz waren, fielen dann durch eine größere Dateigröße auf. So konnte ich schnell Bilder mit der ISS ausfindig machen.

Die Qualität war nicht besonders, aber ein erstes Ziel war erreicht: Ich hatte die ISS durchs Teleskop aufgenommen und es waren erste Details erkennbar. Mehr hatte ich nicht erwartet, also war ich zufrieden. Nun wollte ich sehen, was die Bilder so zeigen.

Einige Einzelbilder zeigen die großen Solarpaneele der Raumstation und ihre Hauptachse. Wenn man Bilder von verschiedenen Zeitpunkten vergleicht, kann man die Drehung der ISS erkennen. Und wenn man mit passenden Programmen ähnliche Bilder aufaddiert, kann man noch einige Details erkennbar machen.

Nächste Schritte

Beim nächsten Versuch werde ich die Kamera im Fotomodus Serienbilder machen lassen. Dabei wird es dann eine deutliche höhere Auflösung geben. Dabei werden dann viel weniger Bilder anfallen, aber ich hoffe, es wird trotzdem etwas dabei sein.

Bei Gelegenheit werde ich versuchen, die Motorisierung des Teleskops zu nutzen. Dafür gibt es spezielle Software, aber das Teleskop muss vorher schon sehr genau ausgerichtet werden. Probeläufe zeigten eher unregelmäßige Bewegungen des Teleskops, hier muss ich sicher noch forschen und testen.

Eine sehr elegante Lösung wäre, direkt optisch anhand eines Kamerabildes nachzuführen. Auch dafür gibt es fertige Programme. Ob die aber gut mit meiner Teleskopmontierung arbeiten, ist noch auszutesten.

Quelle

Auf Distanz
Podcast von Lars Naber, der sich mit Astronomie und Raumfahrt beschäftigt.

Webseite: http://aufdistanz.de
Webseite: http://extras.aufdistanz.de

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