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Start des neuen Copernicus-Satelliten zur Überwachung des Meeresspiegelanstiegs

Geschrieben am 21.11.2020 in Kategorie: Sentinel-Satelliten, GMES, Copernicus

Der Copernicus-Satellit Sentinel-6 Michael Freilich wurde mit einer Falcon-9-Rakete des Unternehmens SpaceX in die Umlaufbahn der Erde gebracht. Mit Hilfe modernster Radarhöhenmesstechnik soll dieser Satellit einen neuen Überblick über die Topographie der Ozeane geben und die 1992 begonnene Langzeitaufzeichnung von Höhenmessungen an der Meeresoberfläche vorantreiben – Messungen, die für die Klimawissenschaft, politische Entscheidungen und letztlich für den Schutz des Lebens von Millionen von Menschen von relevanter Bedeutung sind.

Mit dem 1,2 Tonnen schweren Satelliten Sentinel-6 hob die Rakete Falcon 9 am 21. November um 17:17 Uhr GMT (18:17 Uhr MEZ, 09:17 Uhr PST) von der Vandenberg Air Force Base in Kalifornien, USA, ab. Der Satellit wurde knapp eine Stunde nach dem Start in die Umlaufbahn gebracht, der Kontakt zur Bodenstation in Alaska wurde um 19:49 Uhr MEZ hergestellt.

Der Direktor für Erdbeobachtung der ESA, Josef Aschbacher, sagte dazu: „Ich bin sehr stolz darauf, heute Abend den Start von Copernicus Sentinel-6 erlebt zu haben. Ich weiß, dass er auf dem besten Weg ist, seine Mission zur Fortsetzung der Meeresspiegelmessung zu beginnen. Dies ist so notwendig, um den besorgniserregenden Trend des Meeresanstiegs zu verstehen und zu überwachen. Ich möchte nicht nur den ESA-Teams danken, die so hart gearbeitet haben, um an diesen Punkt zu gelangen, sondern auch der EK, Eumetsat, NASA, NOAA und CNES. Natürlich freuen wir uns sehr auf die weitere fruchtbare Zusammenarbeit zwischen unseren jeweiligen Organisationen.“

Mit Millionen von Menschen, die in Küstengemeinden auf der ganzen Welt leben, steht das Ansteigen der Meere ganz oben auf der Liste der größten Sorgen im Zusammenhang mit dem Klimawandel. Die Überwachung der Meeresspiegelhöhe ist entscheidend für das Verständnis der stattfindenden Veränderungen, damit geeignete politische Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels durch Beweise belegt und schließlich umgesetzt werden können. Behörden können dadurch Maßnahmen zum Schutz gefährdeter Gemeinden ergreifen.

In den letzten drei Jahrzehnten dienten die französisch-amerikanischen Topex-Poseidon- und Jason-Missionen als Referenzmissionen. In Kombination mit den früheren ERS- und Envisat-Satelliten der ESA sowie den heutigen CryoSat- und Copernicus Sentinel-3-Satelliten haben sie gezeigt, wie der Meeresspiegel jedes Jahr durchschnittlich um 3,2 mm angestiegen ist. Noch alarmierender ist, dass sich dieser Anstieg beschleunigt hat; in den letzten Jahren lag die durchschnittliche Anstiegsrate bei 4,8 mm pro Jahr.

Copernicus Sentinel-6 Michael Freilich, der sich jetzt in der Umlaufbahn befindet, wird somit in die Fußstapfen seines Vorgängers steigen und den benötigten Datensatz erweitern – ein Datensatz, der den „Goldstandard“ für Klimastudien darstellt. Die Mission besteht aus zwei identischen Satelliten, die nacheinander starten werden. Das heißt, dass in fünf Jahren Copernicus Sentinel-6B starten wird, um wiederum den Datensatz zu erweitern. Somit wird der Fortlauf der Daten bis mindestens 2030 gewährleistet.

Jeder Satellit trägt einen Radarhöhenmesser, welches die Zeit misst, die die Radarimpulse von der Erdoberfläche und zurück zum Satelliten benötigen. Kombiniert mit präzisen Satellitenstandortdaten ergeben die Höhenmessungen die Höhe der Meeresoberfläche.

Zu den weiteren Instrumenten des Satelliten gehört auch ein fortschrittliches Mikrowellenradiometer, das die Wasserdampfmenge in der Atmosphäre erfasst. Diese beeinflusst die Geschwindigkeit der Radarimpulse des Radarhöhenmessers.

Obwohl die Nachfolge des Satelliten bei der Entwicklung der Mission im Mittelpunkt stand, bringt Sentinel-6 zum ersten Mal ein Radar mit synthetischer Apertur in die Reihe der Altimeter-Referenzmissionen. Das Radarinstrument arbeitet in einem kontinuierlichen Stoßbetrieb (Burst-Modus), um sicherzustellen, dass keine Störungen in die Datenreihe eingebracht werden. Somit liefert es sowohl herkömmliche Messungen im niedrig auflösenden Modus als auch die verbesserte Leistung der Radarverarbeitung durch synthetischer Apertur.

Um sicherzustellen, dass die Datenzeitreihe trotz des Wechsels der Instrumententechnologien kontinuierlich ist, verbringt Sentinel-6 Michael Freilich sein erstes Jahr im Orbit nur 30 Sekunden hinter Jason-3.

Sentinel-6 umkreist die Erde in einer Höhe von über 1300 km und erreicht 66°N und 66°S. Sentinel-6 liefert somit ausreichende Messungen, um alle zehn Tage die Höhe der Meeresoberfläche von über 95 Prozent der eisfreien Ozeane zu kartieren.

Obwohl Sentinel-6 zur Familie der Copernicus-Missionen der Europäischen Union gehört, ist seine Durchführung das Ergebnis einer einzigartigen Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Kommission, ESA, Eumetsat, NASA und NOAA, mit einem Beitrag der französischen Raumfahrtbehörde CNES.

Timo Pesonen, Generaldirektor für Verteidigungsindustrie und Weltraum bei der Europäischen Kommission, sagte: "Es freut uns sehr, diesen Newcomer in der Copernicus Sentinel-Satellitenflotte der EU aufzunehmen zu können. Copernicus Sentinel-6 Michael Freilich wird es möglich machen, erweiterte Produkte und Informationen über die Ozeane und die Atmosphäre zu liefern und somit das tägliche Leben der Bürger zu verbessern. Die Ankunft dieses Satelliten ist ein weiterer Erfolg für Copernicus, für Europa, und für alle Missionspartner weltweit."

Die ESA war für die Entwicklung des Radarhöhenmessers Poseidon-4 und die Entwicklung des Satelliten Copernicus Sentinel-6 Michael Freilich als Ganzes verantwortlich. Sie ist auch für die Beschaffung des Copernicus Sentinel-6B im Auftrag der Europäischen Kommission und Eumetsatzuständig.

Die Eigentumsübertragung geht zum Zeitpunkt des Starts an die Europäische Kommission. Die ESA kümmert sich um die frühe Umlaufbahnphase sowie um die Planung der Verifikation im Orbit und unterstützt den von Eumetsatdurchgeführten Flugbetrieb.

Eumetsatist für die Entwicklung des Bodensegments und für den Betrieb nach der Start- und frühen Umlaufbahnphase verantwortlich. Eumetsatverarbeitet die Daten und liefert die Datenprodukte an europäische Nutzer.

Der Generaldirektor von Eumetsat, Alain Ratier, sagte: „Die Daten von Copernicus Sentinel-6 Michael Freilich werden die bisher genauesten sein. Sie werden dazu dienen, ein tieferes Verständnis des globalen Meeresspiegelanstiegs, einem Schlüsselindikator des Klimawandels, zu gewinnen. Die Daten werden auch für Wettervorhersagen verwendet werden, von der Verbesserung der Genauigkeit saisonaler Vorhersagen bis hin zur Vorhersage von Wirbelstürmen und Zyklonen“.

Die NASA trägt die Verantwortung für die Startdienste, die Entwicklung des Mikrowellenradiometers, des Laser-Retroreflektors und des GNSS-Radiookkultationsempfängers. Sie leistet auch Unterstützung für das Bodensegment und trägt zu den Operationen und der Datenverarbeitung in den USA bei. Die NASA und die NOAA teilen sich die Verantwortung für die Verteilung der Datenprodukte an die Benutzer in den USA.

"Mike Freilich trug dazu bei, dass die NASA ein standhafter Partner für Wissenschaftler und Raumfahrtagenturen auf der ganzen Welt war, und seine Liebe zur Ozeanographie und Geowissenschaft half uns, das Verständnis unseres schönen Planeten zu verbessern", sagte Thomas Zurbuchen, Associate Administrator des NASA-Wissenschaftsdirektorats im Headquater in Washington. "Dieser Satellit, der von unseren europäischen Partnern liebenswürdigerweise nach ihm benannt wurde, wird die kritische Arbeit ausführen, an die Mike so sehr glaubte. Er wird an ein Vermächtnis essentieller Daten über unsere Ozeane anknüpfen und es zum Wohle künftiger Generationen weiterführen."

Quelle

ESA - Europäische Raumfahrtorganisation
Die ESA (European Space Agency) ist die europäische Raumfahrtorganisation.Sie bündelt Finanzmittel und Know-How der 21 Mitgliedsstaaten, um Projekte umzusetzen, die für einzelne Staaten nicht realisierbar wären.

Webseite: http://www.esa.de

Sentinel-6-Satellit im Orbit
Die Co­per­ni­cus Sen­ti­nel-6-Missi­on be­steht aus zwei bau­glei­chen Sa­tel­li­ten, Sen­ti­nel-6 "Mi­cha­el Frei­lich" und Sen­ti­nel-6B, die im Ab­stand von fünf Jah­ren ge­star­tet wer­den. Ziel der Missi­on ist es, den An­stieg des Mee­res­s­pie­gels zu über­wa­chen und au­ßer­dem den See­gang so­wie die Mee­res­s­trö­mun­gen in den Ozea­nen zu er­fas­sen.
© ESA / ATG Medialab
Aussetzen des Sentinel-Satelliten
Küns­ter­li­sche Dar­stel­lung vom Aus­set­zen des Sen­ti­nel-6-Sa­tel­li­ten im All. Aus ei­ner Um­lauf­bahn in rund 1300 Ki­lo­me­tern Hö­he wird Sen­ti­nel-6 die Ozea­ne der Er­de be­ob­ach­ten.
© ESA / P. Carril