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Erste Forschungsergebnisse für IMPRESS von einer TEXUS-Höhenforschungsrakete

Geschrieben am 02.12.2005 in Kategorie: Programm REXUS/BEXUS

Im Rahmen des Projekts IMPRESS wurde am 1. Dezember 2005 erstmalig die Experimentnutzlast EML gestartet.

Im Rahmen des Projekts IMPRESS wurde am 1. Dezember 2005 um 10:06 Uhr MEZ erstmalig die Experimentnutzlast EML - ein elektromagnetisches Schwebegerät, auch "Levitator" genannt - an Bord der Höhenforschungsrakete "TEXUS 42" gestartet. Der gemeinsam von der ESA und dem DLR finanzierte Flug erfolgte vom Startkomplex ESRANGE östlich von Kiruna in Nordschweden.

Mit dieser Experimentnutzlast, deren Entwicklung ebenfalls gemeinsam von der ESA und dem DLR durchgeführt wurde, können die Eigenschaften hochreaktiver, flüssiger Metalllegierungen unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit genau erfasst werden. Diese Messungen, die auf der Erde nicht durchgeführt werden können, sind für die Forschungsziele des Projekts IMPRESS von großem Nutzen.

Mit IMPRESS, das für die englische Abkürzung: "Intermetallic Materials Processing in Relation to Earth and Space Solidification" steht, soll die Verarbeitung von Metalllegierungen erforscht werden. Das mehrere Millionen Euro umfassende materialwissenschaftliche Projekt, an dem derzeit 150 Materialwissenschaftler aus ganz Europa sowie Russland beteiligt sind, wird gemeinsam von der ESA und der EU getragen und zielt darauf ab, neue Metalllegierungen für Industrieanwendungen, wie z. B. Gasturbinen oder Wasserstoffbrennstoffzellen, zu entwickeln.

Während der 6 Minuten und 37 Sekunden Schwerelosigkeit, die mit der Höhenforschungsrakete TEXUS-42 erreicht wurden, funktionierte der elektromagnetische Levitator wie geplant. Die Ingenieure und Wissenschaftler der Bodenstation im ESRANGE konnten bei diesem Flug wissenschaftliche und technische Daten sowie Videoaufnahmen der Materialprobe in Echtzeit empfangen. Auch wenn die komplette Auswertung der wissenschaftlichen Daten noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird, sind die ersten Ergebnisse viel versprechend.

Dieser Start ist ein bedeutender Schritt für die Schwerelosigkeitsforschung im Rahmen des IMPRESS-Projekts, betonte der ESA-Projektleiter David Jarvis. Die nächste Generation der im Rahmen von IMPRESS entwickelten Metalllegierungen können Europa in dem strategisch wichtigen Bereich der Materialwissenschaften eine weltweite Führungsposition verschaffen, deren wirtschaftliche Bedeutung nicht hoch genug eingeschätzt werden kann, denn die Produktion von Turbinen und die Entwicklung von Brennstoffzellen stellen einen mehrere Milliarden Euro schweren Markt dar, der auch weiterhin wachsen wird.

In den kommenden Wochen werden die von Dr. Rainer Wunderlich und Prof. Hans-Jörg Fecht von der Universität Ulm geleiteten IMPRESS-Wissenschaftsteams mit der Auswertung der während des Flugs gesammelten thermophysischen Daten beschäftigt sein. Die im Rahmen des IMPRESS-Projekts verwendeten Daten können auch zur Verbesserung von Computermodellierungen für fortschrittliche wissenschaftliche Erstarrungsprozesse beitragen. Diese Forschungen sind für die Metallgießerei in Europa von entscheidender Bedeutung. Darüber hinaus werden sie künftigen Werkstoffen für Düsentriebwerke den Weg bereiten.

Gewährleistet wurde der Erfolg dieser Mission auch durch die sorgfältige Vorbereitung und Teamarbeit der IMPRESS-Wissenschaftlern, der industriellen Entwickler unter der Führung von EADS Space Transportation in Bremen und Friedrichshafen, sowie der operativen Unterstützung durch das Nutzerunterstützungszentrum für Schwerelosigkeitsforschung (MUSC) beim DLR in Köln und durch den Startkomplex ESRANGE, betonte Wolfgang Herfs, ESA-Projektleiter für Höhenforschungsraketen.

Bei weiteren Höhenforschungsraketenflügen im Rahmen von IMPRESS werden auch die europäischen Forschungseinrichtungen an Bord der Internationalen Raumstation (ISS) intensiv zum Einsatz kommen, um vergleichende Experimente mit Metalllegierungen durchzuführen. Zu diesen Forschungseinrichtungen gehört auch der elektromagnetische Levitator.

Quelle

ESA - Europäische Raumfahrtorganisation
Die ESA (European Space Agency) ist die europäische Raumfahrtorganisation.Sie bündelt Finanzmittel und Know-How der 21 Mitgliedsstaaten, um Projekte umzusetzen, die für einzelne Staaten nicht realisierbar wären.

Webseite: http://www.esa.de

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