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Seit 36 Tagen unser Botschafter im All

Geschrieben am 02.08.2014 in Kategorie: Missionen der bemannten Raumfahrt

Seit 36 Tagen umkreist der deutsche ESA-Astronaut Alexander Gerst nun an Bord der Internationalen Raumstation ISS die Erde - den kleinen blauen Punkt, der dem 38 Jahre alten Geophysiker so sehr am Herzen liegt, dass er seiner ISS-Mission "Blue Dot" sogar ihren Namen gegeben hat.

Die Bodencrew im Columbus-Kontrollzentrum beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen ist begeistert vom jüngsten Teammitglied der aktuellen ISS-Mission: "Alexander hat sich sehr gut an sein Leben im All gewöhnt und reagiert sehr professionell auf unsere Anweisungen. Astronauten sind schwer beschäftigt und haben gleichzeitig viele Aufgaben zu erfüllen", schreiben die Missionsmanager in ihrer Blogpost am 2. Juli.

Zwischen Experimenten, Pflege und Wartung der Raumstation, dem täglichen Fitnesstraining und den Aktivitäten als "Botschafter" blieb in der vergangenen Woche noch ein wenig Zeit für eine unorthodoxe Wette - die Alexander Gerst gewonnen hat; weil die deutsche Fußballnationalmannschaft sich mit einem 2:1 knapp gegen die Nationalelf aus den USA durchgesetzt hat und Gerst seinen Crewkollegen Steve Swanson und Reid Wiseman mit dem elektronischen Haarschneider von der ISS einen neuen "aerodynamischeren" Haarschnitt kreieren durfte.

Doch glücklicherweise sehen sich die drei Astronauten jetzt nicht zum Verwechseln ähnlich. Und so hat der "echte" Alexander Gerst am 30. Juni gleich zwei besondere Botschaften von der Raumstation zur Erde geschickt: Er gratulierte dem 17-jährigen Schüler Talha Evran aus Köln, der sich für Flüchtlingskinder in Deutschland einsetzt und deshalb in der Frankfurter Paulskirche zum Unicef-Botschafter des Jahres 2014 gekürt worden ist. Und er richtete sich persönlich an die knapp 650 Teilnehmer des 64. Lindauer Nobelpreisträgertreffens, das Alexander Gerst selbst als Gast vor einem Jahr besucht hatte.

An Bord der ISS ist Alexander Gerst selbst Wissenschaftler und Ingenieur: In der letzten Woche hat er unter anderem die FASES-Anlage aus ihrer Vorrichtung im europäischen Columbus-Labor der ISS ausgebaut und das seit 2008 auf der ISS laufende Experiment Geoflow neu installiert. Das Physik-Experiment befasst sich mit den Strömungsprozessen im Inneren unserer Erde und "schaltet" dabei die Schwerkraft aus. Das aus Deutschland stammende Haut-Experiment SKIN-B hat der 38-Jährige ebenso fortgesetzt wie seine Untersuchungen zu Kopfschmerzen und Augengesundheit im All. Die "Occular Health"-Studie der NASA haben Gerst, Wiseman und Swanson in der vergangenen Woche mit letzten Messungen abgeschlossen. Im Fokus standen dabei Datenreihen zum Augenhintergrund und zum Augeninnendruck.

Zudem hat Alexander Gerst im amerikanischen Harmony-Modul am "Capillary Flow Experiment" (CFE) der NASA gearbeitet: CFE ist eine Experimentserie zum Verhalten von Flüssigkeiten in Schwerelosigkeit. Die Ergebnisse sollen dazu dienen, bessere Wasser- und Treibstoffsysteme für Raumfahrzeuge zu entwickeln. Seine handwerklichen Fähigkeiten konnte der deutsche ESA-Astronaut unter anderem bei der Kontrolle und Reparatur einer Wasserpumpe im Columbus-Modul unter Beweis stellen. Gerst hat daneben "Kubik-3", einen kleinen Inkubator für automatisch ablaufende biologische Experimente in Schwerelosigkeit, aufgebaut. Im amerikanischen Tranquility-Knoten der Raumstation hat der Deutsche zusammen mit ISS-Kommandant Steve Swanson das Kohlendioxid-Aggregat kontrolliert und gereinigt.

Quelle

DLR - Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V.
Das DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V.) ist die deutsche Raumfahrtagentur. Es wurde 1969 durch den Zusammenschluss mehrerer Einrichtungen gegründet.

Webseite: http://www.dlr.de

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