Logo

Galileo-Satelliten "Nicole", "Zofia", "Alexandre" und "Irina" umkreisen die Erde
Neuzugänge des Navigationssystems sorgen ab Mitte 2018 für nahezu vollständige globale Abdeckung

Geschrieben am 13.12.2017 in Kategorie: Galileo (Navigationssystem)

Am 12. Dezember 2017 sind um 19.36 Uhr Mitteleuropäischer Zeit (15.36 Uhr Ortszeit) die Satelliten "Nicole", "Zofia", "Alexandre" und "Irina" des europäischen Satellitennavigationssystems Galileo vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou (Französisch-Guyana) mit einer Ariane-5-Trägerrakete ins All gestartet. Damit ist dies bereits der zweite erfolgreiche Start der speziell angepassten Ariane-5ES-Version, bei dem vier jeweils rund 715 Kilogramm schwere Galileo-Satelliten gleichzeitig auf eine Umlaufbahn in 23.222 Kilometer Höhe transportiert wurden. "Die Satelliten werden jetzt noch eine sechsmonatige Inbetriebnahme im All durchlaufen, bevor sie in das Navigationssystem integriert werden", erklärt René Kleeßen, Galileo-Programm-Manager beim Raumfahrtmanagement des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). "Ab Mitte 2018 werden sie dann eine nahezu vollständige globale Abdeckung mit Galileo-Signalen ermöglichen."

Die Testphase der Satelliten im All dauert rund sechs Monate

Drei Stunden und 55 Minuten dauerte der Flug der Ariane-Trägerrakete, bevor alle vier Satelliten auf ihrer Umlaufbahn im mittleren Erdorbit ausgesetzt wurden. Während der ersten sieben bis elf Tage im All werden sie vom Kontrollzentrum der französischen Raumfahrtagentur CNES in Toulouse aus gesteuert, bevor das Galileo-Kontrollzentrum in Oberpfaffenhofen ihre Steuerung und Überwachung übernimmt. "Daraufhin beginnt für uns die spannende Zeit der Plattformtests, der finalen Positionierung sowie der Tests und Inbetriebnahme der Nutzlast", so Marko Schmidt, Galileo-Projektleiter der DLR GfR mbH. "Nach Ablauf dieser wichtigen Phase können die Satelliten sicher in unsere Flotte integriert werden und einen weiteren, wichtigen Beitrag zu einem weltweit verfügbaren europäischen Satellitennavigationssystem leisten."

Die nächsten vier Satelliten starten im Juli 2018

Zusammen mit den Neuzugängen ist die Galileo-Flotte nun auf 22 Satelliten angewachsen - und wird schon bald erweitert werden, denn der nächste Start mit vier weiteren Satelliten ist für Juli 2018 vorgesehen. Durch diese neue Möglichkeit der Vierfachstarts mit der hierfür optimierten Ariane 5ES schreitet der Ausbau des Systems nun zügig voran. Bereits am 15. Dezember 2016 hatte die Europäische Kommission die ersten Galileo-Dienste freigegeben, zu denen der offene Dienst, der Such- und Rettungsdienst, der verschlüsselte Dienst PRS und ein hochgenauer Zeitdienst, der im Nanosekunden-Bereich arbeitet, gehören. Momentan befinden sich die Dienste noch in der Initialphase, das heißt sie arbeiten hochgenau, sind aber noch nicht durchgängig erreichbar. Alle Galileo-Dienste sollen nach der vollständigen Inbetriebnahme im Jahr 2020 zur Verfügung stehen. Galileo wird aus 30 Satelliten (24 aktiven und sechs Ersatz-Satelliten) bestehen, die jeweils rund zwölf Jahre lang ihren Dienst im All leisten sollen.

Galileo - ein zentrales Programm für die europäische Raumfahrt

Ziel des zivilen Galileo-Systems ist es, Europa unabhängig von den militärisch kontrollierten Diensten der USA (GPS) und Russlands (GLONASS) zu machen und Navigationssignale in bisher nicht erreichter Präzision bereitzustellen. Diese Genauigkeit wird durch das Herzstück der Satelliten ermöglicht: hochpräzise Atomuhren, die eine Stabilität von einer Nanosekunde pro Tag erzielen. Daneben verfügen die Satelliten über eine Signalerzeugungs-Einheit sowie eine Einheit zum Übermitteln der Signale an die Bodenempfänger. Bereits heute sind viele Wirtschaftsbereiche wie etwa Transport, Logistik, Telekommunikation und Energie auf solch präzise Ortungs-, Navigations- und Zeitdienste angewiesen. Durch die stetig steigende Zahl von Anwendungsfeldern werden sie in Zukunft einen noch größeren Stellenwert einnehmen. Besonders im Bereich des Verkehrswesens besitzt Galileo ein großes Marktpotential.

Die Aufbauphase von Galileo wird von der Europäischen Kommission beauftragt, finanziert und durchgeführt. In ihrem Auftrag verhandelt die Europäische Weltraumorganisation ESA die Industrieverträge für Entwicklung und Bau des Systems. 34 Satelliten der ersten drei Satellitenverträge aus der Aufbauphase werden von der OHB System AG in Bremen gebaut. Die beiden Galileo-Kontrollzentren befinden sich am DLR-Standort in Oberpfaffenhofen sowie in Fucino (Italien).

Quelle

DLR - Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V.
Das DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V.) ist die deutsche Raumfahrtagentur. Es wurde 1969 durch den Zusammenschluss mehrerer Einrichtungen gegründet.

Webseite: http://www.dlr.de

Start der Ariane-5-Trägerrakete mit vier Galileo-Satelliten an Bord
Am 12. Dezember 2017 ist um 19.36 Uhr Mitteleuropäischer Zeit eine Ariane-5-Trägerrakete mit vier neuen Satelliten des europäischen Satellitennavigationssystems Galileo vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou (Französisch-Guyana) gestartet.
© ESA
Galileo-Satellit im Vakuumtest
Vierzehn Tage lang werden die Galileo-Satelliten in der Vakuumkammer des ESA Testzentrums in Noordwijk (Niederlande) geprüft, bevor sie auf die Reise zum europäischen Weltraumzentrum in Kourou (Französisch-Guyana) gehen.
© ESA / G. Porter
Galileo-Satelliten auf Ariane 5
An Bord einer speziell angepassten Ariane-5ES-Version können vier Galileo-Satelliten gleichzeitig auf eine Umlaufbahn in 23.222 Kilometer Höhe transportiert werden.
© ESA / Pierre Carril, 2017
Die Galileo-Flotte im All
Im Jahr 2020 soll Galileo sämtliche Ortungs-, Navigations- und Zeitdienste bereitstellen und wird dann aus 30 Satelliten (24 aktiven und sechs Ersatz-Satelliten) bestehen.
© OHB