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Mit Blick auf die Sonne - erste Daten der Solarforschung auf Columbus

Geschrieben am 09.03.2008 in Kategorie: Missionen der bemannten Raumfahrt

SolACES ist eines von drei Bestandteilen des SOLAR-Experimentenpakets und liefert seit dem 6. März 2008 erste wissenschaftliche Daten.

Am 7. Februar 2008 hat das Space Shuttle Atlantis das europäische Forschungslabor Columbus zur Internationalen Raumstation ISS transportiert. Mit an Bord war das unter Beteiligung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelte Experiment SolACES (SOLAR Auto-Calibrating EUV / UV Spectrometers). SolACES ist eines von drei Bestandteilen des SOLAR-Experimentenpakets, das als externe Nutzlast an der Außenseite von Columbus montiert ist. Seit dem 6. März 2008 liefert die Plattform erste wissenschaftliche Daten.

Das vorrangige Ziel von SolACES ist es, die Sonneneinstrahlung auf die Erde, die so genannte Solarkonstante, mit höchstmöglicher Genauigkeit zu messen. Die Ergebnisse sollen zur Erforschung der Ursachen des irdischen Klimasystems beitragen. Natürliche Effekte, die durch die Variation der Sonnenstrahlung verursacht werden, können auf diese Weise vom menschlichen Einfluss auf das Klima unterschieden werden.

Neben dem deutschen Experiment SolACES umfasst die Nutzlast SOLAR zwei weitere Experimente. Aus der Schweiz stammt das Vorhaben SOVIM zur Messung der integralen Sonnenstrahlung über den gesamten Bereich des Sonnenspektrums. SOLSPEC aus Frankreich wird zusammen mit SolACES die spektral aufgelöste Sonnenstrahlung zwischen einer Wellenlänge von 17 Nanometern (Ultraviolett) und 3.000 Nanometern (Infrarot) messen. Die Kombination derartiger Sonnenbeobachtungsinstrumente im Weltall ist bislang einmalig.

Klimaforschung im All

Zu den klimatischen Aspekten werden die Messergebnisse von SolACES auch zur wissenschaftlichen Erforschung der Erdatmosphäre und zur Verbesserung von technischen Anwendungen in deren oberen Schichten beitragen. Da die EUV-Strahlung, also die extreme ultraviolette Strahlung der Sonne in Höhen zwischen 80 und etwa 1.000 Kilometer über dem Erdboden absorbiert wird, bestimmt sie auch die physikalischen Vorgänge in der Umgebung der Internationalen Raumstation. Darüber hinaus trägt diese Strahlung maßgeblich zur Aufrechterhaltung der irdischen Ionosphäre bei und beeinflusst insbesondere deren Elektronendichte. Die Elektronendichte in der Ionosphäre hat einen erheblichen Einfluss auf die Ausbreitung von elektromagnetischen Signalen in der Atmosphäre, wie sie etwa von Navigationssatelliten abgestrahlt werden. Um die Genauigkeit der Navigationsanwendungen, wie auch die Vorhersagen der Bahnen von Satelliten und von Weltraummüll zu verbessern, muss die starke Veränderlichkeit der solaren EUV-Strahlung mit hoher Genauigkeit berücksichtigt werden. Dies wird von SolACES durch die Verwendung von Ionisationskammern als primärem Kalibrationsstandard erreicht. Bisher lagen die Unsicherheiten solcher Messungen zwischen 20 und 400 Prozent. SolACES ist in der Lage, die Ungenauigkeiten auf 10 Prozent zu reduzieren.

Neben dem DLR, das 55 Prozent der Entwicklungskosten trägt, sind die Europäischen Weltraumorganisation ESA und die Fraunhofer-Gesellschaft an dem Projekt beteiligt. Mit dem Empfang der Daten ist zudem das Deutsche Fernerkundungsdatenzentrum (DFD) des DLR in Neustrelitz in das Projekt eingebunden.

Quelle

DLR - Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V.
Das DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V.) ist die deutsche Raumfahrtagentur. Es wurde 1969 durch den Zusammenschluss mehrerer Einrichtungen gegründet.

Webseite: http://www.dlr.de

Columbus-Labor mit SolACES
Querschnitt des Columbus-Labors mit externer Nutzlast SolACES
© ESA / Fraunhofer-IPM
Hans Schlegel im All
Hans Schlegel bei seinem Außenbordeinsatz während der Columbus-Mission am 13. Februar 2008.
© ESA