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BEXUS 8: Stratosphärenballon mit Rostocker Studenten-Experiment erfolgreich gestartet

Geschrieben am 18.10.2009 in Kategorie: Programm REXUS/BEXUS

Am Samstag, den 10. Oktober 2009, um 10:04 Uhr ist der Forschungsballon BEXUS 8 vom europäischen Raketen- und Ballonstartplatz Esrange bei Kiruna in Schweden gestartet.

Highlight der zweiten Kampagne des deutsch-schwedischen BEXUS-Studentenprogramms

Am Samstag, den 10. Oktober 2009, um 10:04 Uhr ist der Forschungsballon BEXUS 8 vom europäischen Raketen- und Ballonstartplatz Esrange bei Kiruna in Schweden gestartet. In seiner Gondel befindet sich ein Experiment von Studenten der Universität Rostock zur Messung atmosphärischer Turbulenzen. BEXUS 8 ist der erste von zwei Ballons der diesjährigen BEXUS-Studentenkampagne des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der Schwedischen Nationalen Raumfahrt-Behörde SNSB in Zusammenarbeit mit der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Der Start von BEXUS 9 ist ebenfalls für den 10. Oktober geplant.

Die beiden Ballonflüge sind die Höhepunkte des Studenten-Forschungsprogramms BEXUS, auf die die teilnehmenden Studenten seit fast einem Jahr hingearbeitet haben. BEXUS 8 landete nach fast dreieinhalbstündigem Flug 153 Kilometer entfernt in Finnland und erreichte eine Flughöhe von etwa 27.600 Metern. Für BEXUS 9 wird ein ähnliches Flugprofil erwartet.

Via Telemetrie überwachen fast alle Studententeams ihre Experimente während des Flugs und erhalten so umgehend die ersten Daten. Nach der Landung am Fallschirm werden die Ballongondeln mit den Experimenten geborgen und zurück zum Startplatz und den Studenten gebracht. Erst jetzt können sie herausfinden, ob Geräte und Ausrüstung, die sie für die Auswertung benötigen, die Landung gut überstanden haben.

Für die diesjährige BEXUS-Forschungskampagne haben sich sechs Studententeams von sieben europäischen Universitäten qualifiziert. Sie untersuchen Atmosphären-Phänomene oder führen Technologietests durch. Während des gesamten Projekts erhalten sie technische und organisatorische Unterstützung durch Experten der Swedish Space Corporation (SSC), des DLR und der ESA.

MATI: ein Experiment der Universität Rostock auf BEXUS 8

MATI, ein Experiment des Leibniz-Instituts für Atmosphärenphysik an der Universität Rostock (IAP), füllt mit seinen 32 Kilogramm fast die gesamte BEXUS-Gondel aus. In dem Experiment werden drei unterschiedliche Methoden verwendet, um während des Ballonaufstiegs kleinsträumige Turbulenzen der oberen Atmosphäre zu untersuchen. Dazu werden kontinuierlich kleinste Unterschiede in der Temperatur sowie die Windgeschwindigkeit gemessen.

Turbulenzen werden durch Scherwinde erzeugt, reichen bis weit in die Stratosphäre und beeinflussen den Energiehaushalt der Erde. Die Messvorrichtung und die Sensoren sind an filigranen Strukturen an der Außenseite der Gondel montiert. In ihrem Innern befindet sich die vor der Außenkälte isolierte Elektronik für Experimentsteuerung und Datenaufzeichnung.

Neben MATI blieb auf der Ballongondel, die insgesamt ungefähr 40 Kilogramm tragen kann, zusätzlich noch Platz für zwei Technologieexperimente des DLR zur Antennenentwicklung im Gigahertz-Bereich und zur Untersuchung des Einflusses von energiereicher Höhenstrahlung auf die Qualität optischer Fasern.

Die Experimente reel.SMRT, COMPASS, CRIndIons, NAVIS und SO-hIgh auf BEXUS 9

Auf der größeren BEXUS-9-Gondel befinden sich fünf Experimente von Studenten aus schwedischen, belgischen, dänischen, italienischen und tschechischen Universitäten. Das komplizierteste Experiment ist reel.SMRT. Es testet die Möglichkeit, auf Ballonflügen Experimente in Schwerelosigkeit durchzuführen. Eine Experimentkapsel fällt dazu mehrfach an einem Seil über eine Angelrolle (englisch: reel) aus der Gondel. Untersucht werden die durch Luftwiderstand und Reibung des Seils auftretenden Störungen des "freien Falls".

COMPASS vermisst Richtung und Stärke des Erdmagnetfelds während des Ballonaufstiegs. Ein Vergleich mit dem gängigsten theoretischen Modell ermöglicht Aussagen zur Genauigkeit der Höhenbestimmung durch magnetische Messungen. Mit dem bildgebenden 3 D-Detektor des CRIndIons Experiments lässt sich die Ionisation durch kosmische Strahlung in Abhängigkeit von der Flughöhe bestimmen.

Mit NAVIS wird ein selbst entwickelter Empfänger zur automatischen Identifizierung von Schiffen für den Einsatz auf Kleinstsatelliten getestet. Das SO-hIgh-Team erprobt mit SOI ein selbstentwickeltes Miniatur-Wettermessystem, das auf Ballonen wie BEXUS einsetzbar ist.

REXUS/BEXUS - ein Programm für den wissenschaftlichen Nachwuchs

Im Juni 2007 riefen DLR und SNSB das Programm REXUS/BEXUS ins Leben. Sie stellen darin Studenten jährlich zwei Forschungsballons und zwei Forschungsraketen für die Durchführung eigener Experimente zur Verfügung. Die Studenten sollen dabei eigene praktische Erfahrungen in der Vorbereitung und Durchführung von Raumfahrtprojekten gewinnen. Durch die Kooperation von SNSB mit der ESA ist das Programm für Studenten aller ESA-Mitgliedsstaaten offen. Die Ballon- und Raketenstarts werden von EuroLaunch, einer Kooperation zwischen DLR und SSC, ausgeführt.

Der diesjährige Ideenwettbewerb des REXUS/BEXUS-Studentenprogramms für Experimentvorschläge läuft seit Anfang September 2009. Bis zum 16. November 2009 können noch Experimentorschläge für Ballons im September 2010 und Raketen im März 2011 eingereicht werden. Die für die Bewerbung notwendigen organisatorischen und technischen Informationen und Formulare sind auf der DLR-Infoseite für Teilnehmer zu finden.

Quelle

DLR - Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V.
Das DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V.) ist die deutsche Raumfahrtagentur. Es wurde 1969 durch den Zusammenschluss mehrerer Einrichtungen gegründet.

Webseite: http://www.dlr.de

Start von BEXUS 8
Der BEXUS 8-Ballon hebt vom Boden ab. Das rote Band ist seine Verpackungstasche, die mit nach oben gezogen wurde.
© DLR
Letzte Handgriffe am Experiment MATI
Nachdem alle Mess-Systeme von MATI an der Gondel befestigt sind, wird sorgfältig kontrolliert, ob wirklich alles an der richtigen Stelle sitzt und festgeschraubt ist.
© DLR
Der Ballon gewinnt an Höhe
Noch wirkt der BEXUS-Ballon wie ein schmaler Schlauch. Erst in größerer Höhe, wo die Luft dünner wird, dehnt sich das Gas in seinem Inneren aus. Dann erst nimmt er die typische Ballon-Form an.
© DLR
Die Gondel hängt am Start-Wagen
Empfindliche Messfühler werden erst kurz vor dem Start montiert, während die Gondel bereits fertig am Start-Wagen "Herkules" hängt.
© DLR