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ESA-Astronaut Paolo Nespoli für Raumtransporterflug STS-120 ernannt

Geschrieben am 03.07.2006 in Kategorie: Missionen der bemannten Raumfahrt

Der italienische ESA-Astronaut Paolo Nespoli wurde für die Mannschaft des Raumtransporterflugs STS-120 ausgewählt.

Der italienische ESA-Astronaut Paolo Nespoli wurde heute für die Mannschaft des Raumtransporterflugs ausgewählt, der im Sommer 2007 den Verbindungsknoten 2 - ein in Italien gebautes Modul zur Andockung des amerikanischen Labors - zur internationalen Raumstation befördern soll.

Für seinen ersten Raumflug wird Nespoli als Missionsspezialist eingesetzt. Die Mannschaft besteht weiterhin aus den folgenden fünf NASA-Astronauten: Oberst Pamela A. Melroy der amerikanischen Luftwaffe, eine erfahrene Raumtransporterpilotin, die als zweite Frau zur Kommandantin einer Raumtransportermission ernannt wurde, Oberst George D. Zamka des US-Marine Corps, der für seinen ersten Raumflug die Rolle des Piloten übernehmen wird, und die drei Missionsspezialisten Scott E. Parazynski, Oberst Douglas H. Wheelock der US-Army und Kapitän Michael J. Foreman der US-Navy, für den es ebenfalls der erste Raumflug wird.

Die Mission Nespolis wird im Rahmen der Vereinbarung zwischen der italienischen Raumfahrtagentur ASI und der NASA über die Lieferung von drei druckgeregelten Mehrzweck-Logistikmodulen (MPLM) an die NASA im Austausch gegen nationale Fluggelegenheiten und ISS-Nutzungszeit für Italien durchgeführt.

Der Verbindungsknoten 2 für die Raumstation ist ein druckgeregeltes Modul, das zusammen mit den Verbindungsknoten 1 und 3 die Forschungs-, Wohn-, Kontroll- und Andockmodule der Raumstation miteinander verbindet. Die Verbindungsknoten dienen zur Steuerung und Verteilung der Ressourcen für diese Raumstationselemente.

Mit der nächsten Raumtransportermission soll dann das Columbus-Labor der ESA zur ISS befördert werden.

Paolo Nespoli

Paolo Nespoli wurde am 6. April 1957 in Mailand (Italien) geboren. 1988 legte er an der Polytechnic University in New York die Diplomprüfung für das Studium der Luft- und Raumfahrttechnik ab; 1989 erhielt er dort den Magistergrad für Aeronautik und Astronautik. 1990 schloss er zusätzlich ein Maschinenbau Studium an der Universität Florenz in Italien ab.

Nespoli ist ein erfahrener Ingenieur, Amateurpilot mit Instrumentenflugausbildung und fortgeschrittener Geräte- und Nitrox-Taucher. Während seines Wehrdienstes in der italienischen Armee zwischen 1977 und 1984 erwarb er Diplome im Fallschirmspringen, als Ausbildungsleiter im Fallschirmspringen, im Fallschirm-Absprung, als Freifallspringer aus großer Höhe und als Leiter spezieller Einsatzkräfte.

Nespoli begann sein Universitätsstudium 1985 und verließ die Armee 1987. Nach Abschluss seines Magisters im Jahre 1989, ging er nach Italien zurück, um als Konstruktionsingenieur in Florenz zu arbeiten. Dort führte er technische Analysen durch und unterstützte die Qualifizierung der Flugeinheiten der Elektronenkanone, einer der Hauptkomponenten des Fesselsatellitensystems der italienischen Raumfahrtagentur.

1991 trat er in das Europäische Astronautenzentrum (EAC) der ESA in Köln ein. Als Ausbildungsingenieur wirkte er an der Vorbereitung und dem Einsatz der Basisausbildung der europäischen Astronauten mit und war für die Erhaltung ihres Leistungsniveaus verantwortlich. Außerdem trug er die Verantwortung für die Datenbank der Astronautenausbildung, ein Programm zur Vorbereitung und Leitung dieser Ausbildung.

1995 wurde er für das EuroMir Projekt in die ESA-Niederlassung ESTEC in Noordwijk (Niederlande) versetzt, wo er für das Team zur Vorbereitung, Integration und Verwaltung des Nutzlast- und Mannschaftsunterstützungsrechners der russischen Raumstation Mir zuständig war.

1996 wurde er zum Johnson Space Center der NASA in Houston (Texas) abgeordnet, wo er in der Abteilung für Raumtransportflugausbildung an der Ausbildungsvorbereitung des Bodenpersonals und der Flugmannschaft für die Internationale Raumstation mitwirkte.

Im Juli 1998 wurde er von der italienischen Raumfahrtagentur als Astronaut ausgewählt und einen Monat später als Mitglied des Astronautenkorps der ESA im Europäischen Astronautenzentrum (EAC) in Köln ernannt.

Im August 1998 wurde er erneut zum Johnson Space Center der NASA abgeordnet und der NASA-Astronautengruppe 17 zugeteilt. Im Jahr 2000 erlangte er die grundlegende Qualifizierung, um für eine Mission an Bord des Raumtransporters und zur Raumstation eingesetzt zu werden. Im Juli 2001 schloss er die Ausbildung zur Bedienung des Roboterarms des Raumtransporters mit Erfolg ab. Weiterhin absolvierte er im September 2003 eine weitergehende Ausbildung für Außenbordeinsätze.

Verbindungsknoten

Die NASA wird die Internationale Raumstation mit drei Verbindungsknoten ausstatten. Der erste Verbindungsknoten wurde Unity genannt und von der NASA entwickelt. Er wurde im Dezember 1998 als zweites orbitales Modul der ISS gestartet. Die Verbindungsknoten 2 und 3 werden über eine Vereinbarung mit der ESA von europäischen Industrieunternehmen mit Alcatel Alenia Space als Hauptauftragnehmer für die NASA entwickelt. Die ESA hat die Verantwortung für die Entwicklung des Verbindungsknotens 2 an die italienische Raumfahrtagentur ASI übertragen, um das gleiche Strukturkonzept wie für Columbus und das druckbeaufschlagte Mehrzwecklogistikmodul (MPLM), ein Frachtcontainer der im Laderaum des Raumtransporters mitgeführt wird, zu nutzen.

Der Verbindungsknoten 2 ist der erste zu startende europäische Verbindungsknoten. Er wird als Verbindungselement für das europäische Labormodul Columbus, das US-Labormodul Destiny und das japanische Experimentiermodul Kibo dienen. Außerdem dient er der Befestigung des japanischen Transferfahrzeugs H-II und der Mehrzwecklogistikmodule und trägt den Andockstutzen für die amerikanischen Raumtransporter. Darüber hinaus ist er die Arbeitsbasis für das ferngesteuerte Manipulatorsystem (RMS), ein kanadischer Roboterarm auf der ISS, der auch als Canadarm 2 bezeichnet wird.

Der Verbindungsknoten 3 wird das für die sechsköpfige ständige Mannschaft notwendige Lebenserhaltungsgerät enthalten und auch die Beobachtungskuppel der ESA, von der aus der Canadarm 2 gesteuert wird und die mit ihren sieben Fenstern und ihrer gewölbten Struktur der Mannschaft einen Panoramablick über den Weltraum bieten wird, beherbergen. Er wird Anfang 2007 von der ESA an die NASA geliefert und am Nadir-Kopplungsstutzen des ersten Verbindungsknotens befestigt.

Quelle

ESA - Europäische Raumfahrtorganisation
Die ESA (European Space Agency) ist die europäische Raumfahrtorganisation.Sie bündelt Finanzmittel und Know-How der 21 Mitgliedsstaaten, um Projekte umzusetzen, die für einzelne Staaten nicht realisierbar wären.

Webseite: http://www.esa.de