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ExoMars auf dem Weg zur Entschlüsselung der Geheimnisse des Roten Planeten

Geschrieben am 14.03.2016, 23:01:36 in Kategorie: Mission "ExoMars"

Die erste der beiden von der ESA und Roskosmos gemeinsam durchgeführten Marsmissionen hat ihre siebenmonatige Reise zum Roten Planeten begonnen, wo sie sich den noch ungelösten Rätseln von dessen Atmosphäre widmen wird, die auf eine aktuelle geologische oder gar biologische Tätigkeit hinweisen könnten.

Der Start des Spurengasorbiters und des Eintritts-, Abstiegs- und Landedemonstrators Schiaparelli erfolgte heute Morgen um 10.31 Uhr MEZ vom kasachischen Baikonur aus an Bord eines von der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos betriebenen Proton-M-Trägers.

Nach der Abtrennung der ersten und zweiten Stufe des Proton-Trägers wurde die Nutzlastverkleidung abgeworfen. Die dritte Stufe wurde knapp 10 Minuten nach dem Start abgetrennt.

Die Breeze-M-Oberstufe mit ExoMars an Bord führte anschließend vier Zündungen durch, bevor um 21.13 Uhr MEZ die Abtrennung des Raumfahrzeugs erfolgte.

Das um 22.29 Uhr MEZ vom Raumfahrtkontrollzentrum der ESA in Darmstadt über die afrikanische Bodenstation Malindi empfangene Signal des Raumfahrzeugs bestätigte dessen erfolgreichen Start und einwandfreien Zustand. Die Solarpaneele wurden inzwischen ebenfalls ausgefahren und der Orbiter befindet sich nun auf seiner Flugbahn in Richtung Mars.

ESA-Generaldirektor Wörner dankt Roskosmos für gute Kooperation

„Die Vorbereitung der ersten ExoMars-Mission war ein hartes Stück Arbeit, aber dank des unermüdlichen Einsatzes unserer internationalen Teams ist nun ein neues Zeitalter der Marsexploration in greifbare Nähe gerückt“, so ESA-Generaldirektor Johann-Dietrich Wörner. „Mein Dank gilt unserem russischen Partner, der heute für einen optimalen Start dieser Mission gesorgt hat. Nun liegt die gemeinsame Exploration des Mars vor uns.“

Igor Komarow, der Generaldirektor der staatlichen russischen Raumfahrtagentur Roskosmos, meinte: „Nur durch Zusammenarbeit kommen die besten technischen Lösungen für herausragende wissenschaftliche Ergebnisse zustande. Roskosmos und die ESA sind zuversichtlich, dass die Mission ein Erfolg wird.“

„Wir warten nun mit Spannung auf die erstklassigen wissenschaftlichen Daten, die uns diese Mission bereitstellen wird und die auch für die Vorbereitung der zweiten ExoMars-Mission, mit der wir den Schritt von Beobachtungen aus der Umlaufbahn zu einer Exploration der Oberfläche des Mars und Bodensondierungen vollziehen werden, von großer Bedeutung sind“, so Alvaro Giménez, ESA-Direktor für Wissenschaft.

Die Analyse der Marsatmosphäre wird einen wichtigen Schwerpunkt der Mission darstellen

Der Spurengasorbiter (TGO) und Schiaparelli reisen gemeinsam zum Mars, bevor am 16. Oktober in einer Entfernung von 900 000 km vom Roten Planeten ihre Trennung erfolgt. Am 19. Oktober wird Schiaparelli in die Marsatmosphäre eintreten und innerhalb von knapp sechs Minuten die Oberfläche erreichen.

Das Landegerät wird wichtige Eintritts-, Abstiegs- und Landetechnologien für künftige Missionen demonstrieren und während seiner Kurzmission auf der Marsoberfläche mehrere Untersuchungen der Umgebung durchführen.

So wird Schiaparelli z. B. die ersten Messungen der elektrischen Felder auf der Marsoberfläche vornehmen, die in Kombination mit Messungen der Konzentration des atmosphärischen Staubs neue Erkenntnisse über die Rolle elektrischer Kräfte beim Aufwirbeln von Staub – dem Auslöser von Staubstürmen – bringen werden.

Am selben Tag wird der TGO in eine viertägige elliptische Umlaufbahn um den Mars mit einem Perizentrum von ca. 300 km und einem Apozentrum von rund 96 000 km einschwingen. Nach einem Jahr komplexer Atmosphärenbremsungsmanöver, bei denen das Raumfahrzeug sich die Atmosphäre des Planeten zunutze macht, um seine Umlaufbahn langsam auf eine Kreisbahn in 400 km Höhe abzusenken, wird seine wissenschaftliche Mission zur Analyse von Edelgasen in der Marsatmosphäre beginnen. Von besonderem Interesse ist hierbei Methan, das auf der Erde einen Hinweis auf aktive geologische oder biologische Prozesse darstellt.

Ergebnisse der Mission könnten einen Einfluss auf die Auswahl der Landeplätze für künftige Missionen haben

Eines der wichtigsten Missionsziele ist es, die Methan-Entdeckung der ESA-Mission MarsExpress aus dem Jahr 2004 weiterzuverfolgen, um die Verfahren bei der Bildung und Zersetzung dieses Gases besser zu verstehen. Die im Zuge der ExoMars-Mission vorgenommenen Messungen werden dreimal so genau sein wie zuvor durchgeführte Messungen.

Der TGO wird ferner Beschaffenheiten der Marsoberfläche abbilden, die mit Spurengasquellen zusammenhängen könnten, wie z. B. Vulkane. Ferner ist er in der Lage, Wasser- bzw. Eisvorkommen unter der Marsoberfläche aufzuspüren, die gemeinsam mit als Spurengasquellen identifizierten Standorten einen Einfluss auf die Auswahl der Landeplätze für künftige Missionen haben könnten.

Der Orbiter wird zudem als Datenrelais für die zweite ExoMars-Mission dienen, die einen Rover und eine statische wissenschaftliche Oberflächenplattform umfasst und deren Start für Mai 2018 mit einer Ankunft auf dem Roten Planeten Anfang 2019 geplant ist.

Quelle

ESA - Europäische Raumfahrtorganisation
Die ESA (European Space Agency) ist die europäische Raumfahrtorganisation.Sie bündelt Finanzmittel und Know-How der 21 Mitgliedsstaaten, um Projekte umzusetzen, die für einzelne Staaten nicht realisierbar wären.

Webseite: http://www.esa.de

Abtrennung des Landemoduls Schiaparelli
Drei Tage vor der Ankunft beim Mars: Von der Muttersonde Trace Gas Orbiter (TGO) trennt sich das Landemodul Schiaparelli und fliegt autonom zum Roten Planeten.
© ESA / ATG medialab
Start von ExoMars 2016
ExoMars war am 14. März 2016 um 10.31 Uhr MEZ mit einer Proton-M gestartet.
© ESA - Stephane Corvaja, 2016
Das Landeverfahren von ExoMars 2016
Drei Tage vor der geplanten Ankunft am 19. Oktober 2016 wird das Landemodul Schiaparelli vom Trace Gas Orbiter (TGO) abgetrennt, der sich zu dieser Zeit auf Kollisionskurs mit dem Roten Planeten befindet.
© Sterne und Weltraum / Landessequenzgrafiken: ESA / ATG Medialab; Marsboden: NASA/JPL-Caltech / University of Arizona / Texas A&M University