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Ein neuer Versuch in der Astrofotografie

Geschrieben am 26.11.2016 in Kategorie: Amateurastronomie

Am 25. November 2016 ging ich mit meiner ganzen Astronomie-Technik mal wieder nach draußen. Für mich war das ein Neustart in der Astrofotografie.

Vorgeschichte

Ich betreibe Amateurastronomie mit einem eigenen Gerät seit 1995, in diesem Jahr kaufte ich mir den schon legendären Vixen-Newton auf der NP-Montierung, einen Klassiker unter den Einsteigergeräten. Mit diesem Gerät habe ich den bis heute schönsten Blick auf Jupiter gehabt, selbst ein 40cm-Newton in einer niederländischen Sternwarte konnte diese eine Beobachtungsnacht nicht toppen. Es war ein toller Einstieg, auch wenn ich die Astronomie damals nur in einem sehr begrenzten Bereich von einem Balkon aus betreiben konnte.

Über die Jahre zog ich mehrfach um und hatte mal mehr und mal weniger die Möglichkeit, in die Sterne zu schauen. Auch die Ausrüstung änderte sich. Nach und nach sparte und kaufte ich mir ein 8-Zoll-Schmidt-Cassegrain und einen netten Achromaten zusammen. Dazu kam eine Montierung mit motorisierter Nachführung und computerisiertem Bedienteil. Ein schönes Holzstativ erwarb ich mit Fertigungsfehlern, ließ eine Stelle schweißen und schliff mir den Rest passend zurecht. Damit war eine sehr schöne Ausrüstung da und beinahe kein Wunsch mehr offen. Es gab nur ein Manko: Das Holzstativ ist zwar außerordentlich stabil, aber ich bin groß gewachsen und für den Refraktor musste ich schon weit runter auf die Knie, um zenitnah zu beobachten. Höher ließ sich das Stativ aber nicht stellen. Aber das sind Klagen auf hohem Niveau.

Mich fuchste viel mehr, dass ich die motorisierte Nachführung in den allermeisten Fällen nicht sauber zum Laufen bekam. Auch konnte ich oft die Kalibrierung der Nachführung nicht durchführen, weil umliegende Häuser und Bäume die Sicht auf nötige Sterne versperren.

Egal, wie genau ich auf den Polarstern ausrichtete, es klappte nie so ganz richtig. Der Computer war auf die Nachführung auf Sterne eingestellt, alles schien richtig zu sein. Aber es wollte einfach nicht funktionieren. Alle jemals versuchten Fotos zeigten keine punktförmigen Sterne. Alle Möglichkeiten wie Spiegelverriegelung usw. hatte ich ausgeschlossen, das Material wirkte auch stabil. Und trotzdem zweifelte ich an mir und ich zweifelte am Material. Im Astronomieverein gab es zwar Ratschläge, aber die passten nicht so recht zum Problem oder ich hatte sie schon mehrfach probiert.

Ich beobachtete gerne, aber fotografische Versuche unternahm ich irgendwann so gut wie gar nicht mehr.

November 2016

Mitte November 2016 fiel mir ein Stativ auf, das als Dauerleihgabe eines Händlers in der Vereinssternwarte stand. Dieses Stativ stand mal mit ausgezogenen Beinen mit beeindruckender Höhe an einer anderen Stelle, es trug damals zwei stattliche Refraktoren.

Nun stand es an der anderen Stelle, die Beine waren voll eingefahren und es wirkte eher unscheinbar… bis ich Mitte November begriff, dass das das hohe Stativ aus dem anderen Raum war. Ich mailte dem Händler noch am gleichen Abend eine Preisanfrage und ein paar Tage später war das Stativ meins.

Dieses Stativ macht den Auf- und Abbau sehr viel einfacher und ist selbst voll ausgefahren unglaublich stabil. Ich fragte mich schnell, ob ich die vagen Pläne für eine Teleskopsäule im Garten nun verwerfen könnte.

Am nächsten Abend schnappte ich mir dann nochmal neu motiviert meine Montierung mit dem Bedienteil. Ich machte ein Firmware-Update und las nochmal komplett die Anleitung. Mir blieb der Mund offen… ich hatte anscheinend über Jahre eine Sache nicht begriffen: Hat man die Positionen nicht kalibriert („Alignment“), ist die motorisierte Nachführung schlicht ausgeschaltet. Man kann sie manuell einschalten und gut ist. Ursache war demnach also nicht ein unpräziser Aufbau, sondern schlicht Dusseligkeit, ein Missverständnis. Und im Verein war darauf niemand gekommen, weil dort keiner mit diesem Gerät vertraut war.

Mir ist dieser Fehler so peinlich, dass ich mich selber frage, wie lange ich den vorherigen Absatz wohl stehen lasse.

Ich stürmte vor die Tür, um die Nachführung direkt zu testen. Aber an dem Abend hätte sich der Aufbau nicht mehr gelohnt.

25. November 2016

Der Abend ließ sich gut an. Ein paar Wolkenbänder waren da, aber der Himmel sah gut aus. Schon sehr früh waren viele Sterne zu sehen, und das von hier aus der Stadt.

Ich baute auf, richtete die Montierung wie üblich zum Polarstern aus. Dabei war ich dieses Mal bewusst nicht zu akribisch. Ich wollte sehen, wie groß der Unterschied war.

Ich hatte mir für den Abend ein paar Objekte herausgesucht, von denen ich wusste, dass ich sie zwischen den Häusern und Bäumen würde sehen können. Schnell war der Ringnebel in der Leier (M57) eingestellt und ich starrte minutenlang durch das Okular… M57 blieb in der Mitte… und blieb in der Mitte. Ich konnte es immer noch nicht glauben: War das wirklich alles gewesen?

Plötzlich schlug der Abend um… Obwohl ich gar nicht hatte fotografieren wollen, holte ich die Kamera und packte sie ans Teleskop. Ich wollte sehen, wie die Sterne nach längeren Belichtungen aussahen.

Ich testete zwischen 10 Sekunden und 4 Minuten… das Ergebnis war großartig. Ok, bei 4 Minuten waren die Sterne nicht mehr ganz rund und den Fokus hatte ich auch nicht perfekt getroffen, aber schon diese ersten Aufnahmen waren die besten Bilder, die ich jemals nachts durch ein Teleskop gemacht hatte.

Nach M57 kam die große Andromedagalaxie M31 an die Reihe. Mehrere Minuten belichtete ich und konnte das Bild auf dem Kameradisplay nicht so recht deuten. Ich kam zu den Ergebnis, dass zu stark vergrößert war und ich die Galaxie gar nicht ganz abgebildet hatte. Ich setzte das Zoom-Teleobjektiv auf die Kamera und montierte die Kamera huckepack auf das Teleskop.

Die Aufnahme zeigte Details, die ich nie zuvor bei M31 fotografieren konnte. Alle bisherigen Versuche zeigten nur den inneren Teil und das war mir nicht klar gewesen. Nun konnte man auch den äußeren Teil und erste Strukturen erkennen.

Die Bilder zeigten auch, dass irgendwo in der Kameraoptik anscheinend ein Partikel haftet, das entfernt werden muss… ein lösbares Problem.

Mit der gleichen Konfiguration steuerte ich noch die Plejaden an. Die standen noch recht niedrig am Himmel, strahlten aber freundlich rüber. Hier kann ich in der Nachbearbeitung auf den Aufnahmen schon schwach die Nebel rauskitzeln, die sich um die Sterne befinden. Der Rest der Aufnahme ist dann allerdings schlimm.

Zwei Aufnahmen bei kleinster Vergrößerung durchs Kameraobjektiv machten den Abend dann rund. Ich machte Schluss, denn so langsam kam Nebel auf und die Sicht wurde schlechter.

Die Ergebnisse werden einem erfahrenen Astrofotografen nur ein müdes Lächeln entlocken, aber ich bin begeistert. Die unbedarften ersten Bilder dieses Abends zeigen, dass nun die Technik richtig läuft. Damit habe ich nun eine Basis und kann lernen. Und eine Teleskopsäule brauche ich erst mal nicht.

Quelle

Auf Distanz
Podcast von Lars Naber, der sich mit Astronomie und Raumfahrt beschäftigt.

Webseite: http://aufdistanz.de
Webseite: http://extras.aufdistanz.de

Planet Venus in der Abenddämmerung
Planet Venus in der Abenddämmerung

Datum: 25.11.2016
Kamerabjektiv: 100mm
Blende: 5
Empfindlichkeit: ISO-1600
Belichtung: 1/50 Sekunde
© Lars Naber, Auf Distanz
Ringnebel M57 in der Leier
Ringnebel M57 in der Leier

Datum: 25.11.2016
Teleskop: 8-Zoll SC
Empfindlichkeit: ISO-1600
Belichtung: 118 Sekunden
© Lars Naber, Auf Distanz
Große Andromedagalaxie M31
Große Andromedagalaxie M31

Datum: 25.11.2016
Kamerabjektiv: 250mm
Blende: 5,6
Empfindlichkeit: ISO-1600
Belichtung: 118 Sekunden
© Lars Naber, Auf Distanz
Offener Sternhaufen M45, Plejaden
Offener Sternhaufen M45, Plejaden

Datum: 25.11.2016
Kamerabjektiv: 194mm
Blende: 5,6
Empfindlichkeit: ISO-1600
Belichtung: 30 Sekunden
© Lars Naber, Auf Distanz
Sternbilder Cassiopeia und Perseus
Datum: 25.11.2016
Kamerabjektiv: 18mm
Blende: 4,5
Empfindlichkeit: ISO-1600
Belichtung: 25 Sekunden
© Lars Naber, Auf Distanz
Sternbild Schwan, Milchstraße
Sternbild Schwan, Milchstraße

Datum: 25.11.2016
Kamerabjektiv: 18mm
Blende: 4,5
Empfindlichkeit: ISO-1600
Belichtung: 58 Sekunden
© Lars Naber, Auf Distanz